Brasilien: Militäreinsatz gegen illegale Goldsucher in Yanomamigebiet

Berlin/São Paulo - Das brasilianische Militär geht mit zahlreichen Einsätzen gegen illegale Goldsucher im Schutzgebiet des Yanomami-Volkes vor. Das bestätigte Verteidigungsminister José Mucio Monteiro am Mittwoch (Ortszeit) laut der Tageszeitung „Folha die São Paulo“. Flugzeuge und Maschinen der Goldgräber seien zerstört und weitere Ausrüstung beschlagnahmt worden. Zudem wurde der Luftraum über dem Schutzgebiet gesperrt, das sich im äußersten Norden an der Grenze zu Venezuela befindet. Am Fluss Uraricoera wurde eine Kontrollstation errichtet. Zahlreiche fliehende Goldgräber seien festgenommen worden. An der Militäraktion nahmen auch Vertreter der Umweltbehörde Ibama und der Indigenenbehörde Funai teil.

Brasiliens neue Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die humanitäre Notlage für das Volk der Yanomami ausgerufen. Mehr als 600 Kinder sind Ende vergangenen Jahres an Unterernährung und an Krankheiten gestorben, die von den Eindringlingen eingeschleppten wurden. Tausende Yanomami sind vom Tod bedroht. Mehr als die Hälfte der Kinder sind laut den Angaben unterernährt. Menschenrechtsorganisationen machen die Regierung des abgewählten Jair Bolsonaro dafür verantwortlich. Das Ausmaß der Not war erst nach dem Regierungswechsel im Januar ans Tageslicht gekommen.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) rief Brasilien auf, alles für den Erhalt der Yanomami zu unternehmen. Die schwere humanitäre Krise des Volkes beruhe auf ethnischer Diskriminierung und sei erschütternd, erklärte das Gremium am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Demnach waren bis vor Kurzem rund 20.000 illegale Goldsucher im Schutzgebiet der Yanomami. Die Justiz des Landes müsse gegen sie vorgehen.

Die Regierung Lula hatte kurz nach Amtsantritt eine Rettungsaktion gestartet und mehr als 1.000 Yanomami, hauptsächlich Kinder, in Krankenhäuser ausgeflogen. „Es ist unmenschlich, was ich gesehen habe“, hatte Lula nach einem Besuch im Krisengebiet gesagt. Er bezichtigte seinen Vorgänger Bolsonaro des Völkermordes.

Die Tausenden Goldgräber holzten weite Teile des Regenwaldes ab und verseuchten die Natur. In den Flüssen finden sich hohe Konzentrationen von Quecksilber, das zum Auslösen von Gold benutzt wird. Wie das Nachrichtenportal "Intercept” berichtete, hatten die Yanomami wegen der schweren humanitären Krise 21 Mal Hilfsgesuche an Bolsonaro geschickt, die dieser aber ignorierte. 

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