Eritreas Präsident Afwerki äußert sich zu Toten im Tigray-Krieg

Nairobi/Asmara - In einem seiner seltenen Interviews hat sich der autoritär regierende eritreische Präsident Isaias Afwerki zum Krieg im Nachbarland Äthiopien geäußert. Wie das Informationsministerium des ostafrikanischen Landes am Sonntagabend mitteilte, beschuldigte er in dem Gespräch mit lokalen Medien die USA, die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) in dem Konflikt unterstützt zu haben. Die USA hätten auf ein schnelles Friedensabkommen gedrängt, bevor die TPLF den Krieg offiziell verliere, sagte er demnach.

Bis zu einem im November ausgehandelten Friedensabkommen hatten Eritreas Truppen auf der Seite der äthiopischen Zentralregierung gegen die TPLF gekämpft. Hintergrund des Krieges, bei dem Schätzungen zufolge 600.000 Menschen getötet wurden, war ein Streit um die Macht in der Provinz Tigray im Norden Äthiopiens. Allen Kriegsparteien werden schwere Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen. Den Soldaten aus Eritrea werden Massaker an Zivilisten und der Einsatz von Vergewaltigungen als Kriegswaffe vorgeworfen.

Erstmals äußerte sich Afwerki in dem Interview öffentlich zu den Hunderttausenden getöteten Bewohnerinnen und Bewohnern Tigrays. In diesem Zusammenhang sei die Frage der Rechenschaftspflicht derjenigen, die den Krieg angezettelt und geführt haben, von größter Bedeutung, sagte er laut der Mitteilung des Informationsministeriums. Einen Bezug zu den Taten der eritreischen Armee stellte er nicht her.

Ein Großteil der eritreischen Truppen ist mittlerweile aus Tigray abgezogen. Dennoch gibt es noch Berichte über Plünderungen von Soldaten. Am vergangenen Donnerstag hatte Afwerki bei einem Besuch in Kenia Fragen zum eritreischen Abzug aus Tigray abgeblockt und die Vorwürfe der Menschenrechtsverstöße als „Fantasie“ abgetan.

In dem Land am Horn von Afrika herrscht seit der Staatsgründung 1993 der Präsident Afwerki mit brutaler Härte. Eritrea ist ein stark militarisiertes Land. Die Militärpflicht für junge Erwachsene, die oft auf unbestimmte Zeit ausgedehnt wird, ist einer der Gründe, warum viele Eritreer nach Europa fliehen. Vergangene Woche hatten Menschenrechtler kritisiert, dass die Familien von Kriegsdienstverweigerern bedroht werden.

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