Ostkongo: Amnesty wirft Rebellengruppe M23 schwere Verbrechen vor

Nairobi, Kinshasa - Amnesty International wirft der im Ostkongo aktiven Rebellengruppe M23 vor, Dutzende Frauen und Mädchen vergewaltigt zu haben. Laut einer am Freitag von der Menschenrechtsorganisation in Nairobi veröffentlichten Untersuchung haben Kämpfer der Gruppe Ende November in und um den Ort Kishishe mindestens 66 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Seit dem Beginn einer Offensive im vergangenen Jahr wurden der Rebellengruppe wiederholt schwere Verbrechen vorgeworfen.

Amnesty erklärte, die Brutalität und das Ausmaß der von M23 verübten Menschenrechtsverbrechen im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo sei schockierend. Mehrere Frauen hätten berichtet, dass sie von Gruppen der Rebellen vergewaltigt worden seien, nachdem diese ihre Männer und Söhne erschossen hätten. Die Menschenrechtsorganisation konnte nach eigenen Angaben zudem die Identität von 20 Männern identifizieren, die Ende November in Kishishe von M23-Kämpfern getötet worden seien.

Der Bericht stützt sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation auf Interviews mit Überlebenden, Augenzeugen, Beamten und UN-Vertretern. Zudem seien medizinische Unterlagen sowie offizielle Dokumente ausgewertet worden. Amnesty kritisierte auch, dass die Gesundheitsversorgung in der Region unzureichend sei. Viele Frauen litten bis heute unter Schmerzen infolge der Vergewaltigungen. Psychologische Unterstützung gebe es nicht. Die Taten seien Teil einer Vergeltungskampagne gewesen, mit der angebliche Unterstützer anderer bewaffneter Gruppen oder der kongolesischen Armee bestraft werden sollten.

Mit der Untersuchung stützt und ergänzt Amnesty International die Berichte der kongolesischen Behörden sowie der UN über Ende November in den Orten Kishishe und Bambo verübten Gräueltaten. Die Vereinten Nationen waren in einem Bericht von mindestens 171 Toten ausgegangen. Amnesty forderte am Freitag weitere Aufklärung und die Aufnahme von Ermittlungen.

Im Ostkongo herrscht seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt um Macht und die Kontrolle der reichhaltigen Rohstoffvorkommen. Vor etwa einem Jahr hatten die M23-Rebellen nach zehn Jahren Ruhe wieder angefangen, Gebiete zu besetzen. Dem Nachbarland Ruanda wurde unter anderem von den UN vorgeworfen, die Gruppe zu unterstützen. Der ruandische Präsident Paul Kagame bestreitet die Vorwürfe.
 

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