Nach Schüssen: Kenias Oppositionschef sieht sich als Attentatsziel

 

Frankfurt a.M./Nairobi - Kenias Oppositionsführer Raila Odinga ist nach eigenen Angaben Ziel eines versuchten Attentats gewesen. Bei Protesten gegen die Regierung, zu denen er aufgerufen hatte, sei sein Auto am Donnerstag in der Hauptstadt Nairobi von sieben Kugeln getroffen worden, sagte Odinga laut dem Fernsehsender Citizen TV. Die Kugeln hätten ihm gegolten. Es gebe keinen Grund, weshalb die Polizei derart gegen unbewaffnete Bürger vorgehen sollte, die lediglich von ihren demokratischen Rechten gebraucht machten, sagte er demnach.

Odinga kritisierte auch das Vorgehen der Polizei gegen die Presse, die über die Proteste berichtete. Der kenianische Medienrat hat seit Beginn der Demonstrationen in der vergangenen Woche nach eigenen Angaben 25 Angriffe auf lokale und internationale Medienschaffende durch staatliche und nicht staatliche Täter dokumentiert, darunter Drangsalierungen und Festnahmen. Einige Pressevertreter seien ernsthaft verletzt worden. Die Organisation rief zu einem Ende der Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten auf. Am häufigsten würden Kameraleute und Fotografen angegriffen und teilweise ihre Ausrüstung beschädigt oder zerstört.

Laut Citizen TV wurden am Donnerstag mindestens vier Journalisten sowohl von Rowdys als auch von Polizisten so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der britische Sender BBC berichtete von sechs verletzten Journalisten.

Odinga hatte vergangene Woche zu den Protesten aufgerufen, die sich unter anderem gegen die hohen Lebenshaltungskosten wenden. Zudem wirft der Oppositionsführer Präsident William Ruto vor, ihm den Sieg bei der Wahl im vergangenen Jahr gestohlen zu haben. Das höchste Gericht Kenias hatte seine Klage gegen das Wahlergebnis jedoch abgewiesen.

Derweil starb laut BBC ein Polizist, der während der Proteste am Donnerstag verletzt worden war. Polizei-Inspekteur Japheth Koome sagte demnach, mehr als 20 Offiziere seien in der Hafenstadt Kisumu verwundet worden.

Bei den Protesten gibt es immer wieder Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden. Medienberichten zufolge wurden vergangenen Donnerstag und Montag jeweils eine Person erschossen. Odinga rief laut BBC zu einer Massendemonstration für kommenden Montag auf. Nach Angaben der Weltbank machen die steigenden Lebenshaltungskosten vielen Menschen in Kenia zu schaffen. Im Norden des Landes leidet die Bevölkerung zudem unter einer schweren Dürre.

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