Weitere Anklage gegen prominenten Journalisten in Guatemala

Frankfurt a.M., Guatemala-Stadt - Ein Tag nach seiner Verurteilung wegen Geldwäsche ist in Guatemala erneut Anklage gegen den prominenten Journalisten José Rubén Zamora erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft werfe ihm vor, Ein- und Ausreiseformulare falsch unterzeichnet zu haben, berichtete das regionale Nachrichtenportal „Infobae“ am Donnerstag (Ortszeit). Die neue Anklage ist bereits das dritte Verfahren gegen den 66-Jährigen.

Am Vortag war der Gründer und Direktor der mittlerweile eingestellten Tageszeitung „El Periódico“ zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Menschenrechts- und Journalistenorganisationen kritisieren das Vorgehen der Behörden gegen Zamora als politisch motiviert.

Auch Zamora selbst spricht von politisch motivierten Verfahren. „El Periódico“ hat zahlreiche bedeutende Korruptionsfälle aufgedeckt, wie einen Skandal um den ehemaligen Präsidenten Otto Perez Molina, der 2015 sein Amt niederlegen musste. Auch der amtierende Staatschef Alejandro Giammattei war Gegenstand der Recherchen der Zeitung.

Im Geldwäsche-Fall hatte die Staatsanwaltschaft 40 Jahre Haft auch wegen Korruption und Erpressung gefordert. Zamora habe die Rechtmäßigkeit einer Überweisung von 38.000 US-Dollar nicht nachweisen können, hieß es in der Anklage. Zwei Anklagepunkte wurden fallen gelassen. Der Journalist kündigte noch am Mittwoch an, in Berufung zu gehen.

Im jüngsten Fall hat Staatsanwältin Cinthia Monterroso, die laut dem Bericht in allen drei Verfahren gegen Zamora Anklage erhob, Ein- und Ausreiseformulare von 2016 bis 2019 bei der Migrationsbehörde beantragt. Demnach wirft sie Zamora Urkundenfälschung vor. Der zuständige Richter, Jimi Bremer, hatte davor Ermittlungen gegen neun Journalisten und Kolumnisten von Zamoras Zeitung angeordnet, auch gegen den Direktor.

Zamora gründete „El Periódico“ im Jahr 1996. Sie war eine der bedeutendsten Tageszeitungen Guatemalas. Anfang Mai musste sie aufgrund massiver strafrechtlicher Verfolgung eingestellt werden. Zamora wurde bereits im Juli 2022 verhaftet.

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