Bangladesch: Gewerkschafter getötet - Aktivisten fordern Aufklärung

Frankfurt a.M., Brüssel - Nach dem gewaltsamen Tod eines führenden Textil-Gewerkschafters in Bangladesch fordern Menschenrechtler eine Untersuchung des Falls. Es müsse eine unabhängige und transparente Ermittlung der Ermordung von Shahidul Islam geben, erklärte Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag in Brüssel. Die Tat folge einem Muster von gezielten Angriffen gegen Menschen, die sich für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzen, und werde sich abschreckend auf die Gewerkschaftsbewegung auswirken. 

Den Angaben zufolge wurde Shahidul Islam, Präsident der Textil- und Industriegewerkschaft im Distrikt Gazipur, am 25. Juni außerhalb einer Textilfabrik niedergeschlagen und erlag seinen Verletzungen. Er habe dem Polizeibericht zufolge das Management der Fabrik überzeugen wollen, die seit zwei Monaten anstehenden Löhne und einen Bonus zum muslimischen Opferfest auszuzahlen. Gazipur, nördlich der Hauptstadt Dhaka, ist ein Zentrum der Textilindustrie.

Die Textilindustrie ist für 80 Prozent aller Exporte aus Bangladesch verantwortlich und genießt aktuell weitreichende Zollvorteile für den Handel mit der EU. Erst jüngst hatten laut HRW Vertreter der Textilindustrie aus Bangladesch darum gebeten, diese Vorteile für weitere drei Jahre zu verlängern und verwiesen dabei auf Verbesserungen bei den Arbeiterrechten. HRW forderte die Europäische Union auf, die Aufklärung des Mordes an Islam zum Bestandteil der Verhandlungen zu machen. 

„Die EU sollte Bangladesch seine Zollpräferenzen entziehen, wenn Arbeiterinnen und Arbeiter zwei Monate ohne den ohnehin zu niedrigen Lohn arbeiten und mit dem Leben zahlen müssen, wenn sie für ihre Rechte eintreten“, sagte die Expertin für Menschenrechte in der Textilindustrie, Gisela Burckhardt von der Frauenrechtsorganisation Femnet, dem epd. Von Fabrikverwaltungen eingesetzte Schlägertrupps seien in Bangladesch bekannt für ihre Grausamkeit.

Repression und Morde an Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern seien keine Seltenheit, sondern ein geduldetes Mittel zur Unterdrückung der Vereinigungsfreiheit, sagte Berndt Hinzmann vom entwicklungspolitischen Netzwerk Inkota dem epd. Shahidul Islam habe sich 25 Jahre lang für Arbeitnehmerrechte eingesetzt und Tausenden Menschen geholfen, Lohnrückstände und Abfindungen zu erhalten. Seit Jahren kämpfen die Beschäftigten in der Textilindustrie in Bangladesch für faire Löhne, Sicherheitsvorkehrungen und Organisationsfreiheit. 

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