Hilfsorganisation fordert sofortige Lebensmittelhilfe in Äthiopien

Nairobi/Addis Abeba - Die Verteilung von Lebensmitteln in Äthiopien muss laut der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ sofort wieder anfangen. Die aktuelle Aussetzung der Nahrungsmittelhilfe habe erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, die Würde und das Wohlergehen der Menschen, sagte die stellvertretende Leiterin der Organisation in dem ostafrikanischen Land, Barbara Hessel, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Anfang Mai hatten das Welternährungsprogramm (WFP) und die US-Hilfsagentur USAID nach Berichten über die Zweckentfremdung von Hilfsgütern die Essensverteilungen in Tigray eingestellt. Etwa einen Monat später weitete das WFP die Aussetzung auf ganz Äthiopien aus. Die Vorfälle sollen gemeinsam mit der äthiopischen Regierung aufgeklärt werden. Andere Programme, etwa für mangelernährte Kinder, laufen laut WFP weiter.

Die humanitäre Lage sei im Großteil der sieben Projektregionen von „Ärzte ohne Grenzen“ dramatisch, sagte Hessel. Menschen kämpfen mit der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten, wirtschaftlicher Not und wiederkehrender Gewalt. Es sei ein „kritisches Maß an Mangelernährung“ zu beobachten und gravierende Auswirkungen auf das Leben von Schwangeren, stillenden Frauen sowie Menschen mit chronischen Krankheiten, insbesondere Tuberkulose und HIV. Das führe zu zusätzlichem Leid und Todesfällen. Auch sei die Folge, dass die Menschen betteln oder Zwangsarbeit leisten müssten.

Es brauche regelmäßige Essensverteilungen so schnell wie möglich und in vollem Umfang. „Wir rufen alle Beteiligten dazu auf, auf allen Ebenen zu handeln, um die Bedürfnisse der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen durch gezielte Nahrungsmittelverteilung zu erfüllen“, sagte Hessel.

Schon vor der Aussetzung der Nahrungsmittelverteilungen haben diese laut „Ärzte ohne Grenzen“ nur sporadisch stattgefunden. So haben Hessel zufolge Vertriebene wie die des Krieges zwischen Zentralregierung und lokalen Kräften in der nördlichen Region Tigray 2020 bis 2022 seit Mai vergangenen Jahres nur drei Mal Essenshilfe erhalten. Vorgesehen waren für den Zeitraum sechs Lieferungen. In der Region Gambella wurden die Lebensmittelrationen im Frühjahr dauerhaft gekürzt.

„Menschen brauchen regelmäßigen und zuverlässigen Zugang zu Nahrungsmitteln, um das Risiko von Mikronährstoffdefiziten, Anämie und einem geschwächten Immunsystem zu mindern“, sagt Hessel. Das sei auch wichtig, um dem Ausbruch von Infektionskrankheiten vorzubeugen.

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