Umweltorganisationen enttäuscht von Amazonas-Gipfel

Keine Durchschlagskraft, keine konkreten Verpflichtungen: Das kritisieren Umwelt- und Klimaverbände an der Abschlusserklärung des Amazonas-Gipfels in Brasilien. Sie dringen auf einen Stopp der Abholzungen und Schutz für die grüne Lunge der Erde.

Berlin/São Paulo -  Mit Enttäuschung haben Klimaschutzorganisationen die fehlende Einigung der Amazonas-Anrainerstaaten auf einen Stopp der Regenwald-Abholzung bei ihrem Gipfel in Brasilien aufgenommen. Greenpeace Brasilien kritisierte am Mittwoch vor allem, dass es keine konkreten Verpflichtungen gegen die anhaltende Entwaldung gebe. Bei dem zweitägigen Treffen in Belém hatten insbesondere Brasilien und Kolumbien auf verbindliche Schutzstandards gedrängt. Im Abschlussdokument der acht Anrainerstaaten findet sich allerdings nur eine Erklärung zur gemeinsamen verstärkten Zusammenarbeit.

Der Abschlusserklärung fehle jegliche Durchschlagskraft, sagte der Generalsekretär der Organisation Klima-Observatorium, Marcio Astrini, der Tageszeitung „Folha de São Paulo“. Es sei unverständlich, warum sich die Anrainerstaaten nicht auf den Stopp aller Abholzungen und ein Verbot von Ölförderungen im Amazonas-Gebiet einigen konnten. Die Erklärung sei in mehrfacher Hinsicht enttäuschend, vor allem aber, weil sie keine konkreten und klaren Verpflichtungen enthalte, sagte auch Leandro Ramos, Programmdirektor von Greenpeace Brasilien.

„Die Zukunft des Weltklimas hängt am Schutz des Amazonas“, erklärte der Umweltverband WWF. Es sei zwar ein Erfolg, dass Brasilien erstmals seit 14 Jahren die Anrainer an einen Tisch hole. „Um den Amazonas vor dem Kipppunkt zu bewahren, braucht es aber konkrete Zusagen. Die Entwaldung muss gestoppt werden und 80 Prozent der grünen Lunge der Erde müssen unter Schutz gestellt werden.“ Der Amazonas-Regenwald gilt als wichtigster CO2-Speicher und hat Einfluss auf das weltweite Klima.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro rief in seiner Rede auch dazu auf, die Förderung von fossilen Brennstoffen im Amazonas-Gebiet zu stoppen. Brasilien hat eine gegensätzliche Position und unternimmt derzeit Probebohrungen für eine mögliche Erdölförderung in der Nähe der Amazonas-Mündung, was international auf Kritik stößt. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nannte die Konferenz dennoch einen Wendepunkt in der Geschichte des Amazonas.

In dem Abschlusspapier bekannten sich die Anrainerstaaten weiter zum Schutz der indigenen Gemeinschaften. Es werden die Rechte der indigenen Völker anerkannt, ihre Kultur und ihr Recht auf Land. Außerdem soll ein wissenschaftlicher Beirat zum Schutz der Amazonas-Region gegründet werden, der seinen Sitz in der brasilianischen Stadt Manaus hat.

Lula nahm zusammen mit seinen Kollegen aus Bolivien, Kolumbien und Peru an dem Treffen teil. Ecuador, Guyana und Suriname waren durch Minister vertreten. Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro wurde kurzfristig durch Vizepräsidentin Delcy Rodríguez vertreten. In Belém soll 2025 auch die Weltklimakonferenz COP30 stattfinden.

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