Ecuador: Präsidentschaftskandidat Villavicencio erschossen

Berlin/Quito  - Eineinhalb Wochen vor den Präsidentschaftswahlen ist in Ecuador der Bewerber Fernando Villavicencio erschossen worden. Der 59-Jährige nahm an einer Wahlkampfveranstaltung in einer Schule in der Hauptstadt Quito teil, als die Schüsse fielen, wie die Tageszeitung „El Universo“ am Mittwochabend (Ortszeit) berichtete. Villavicencio war in Ecuador als investigativer Journalist bekannt, der vor allem die weitverbreitete Korruption kritisierte. Er soll mehrfach von Drogenkartellen bedroht worden sein.

Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung „Construye“ (Baue) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land und lag laut den jüngsten Umfragen auf dem vierten oder fünften Platz. Am 20. August wird in Ecuador bei vorgezogenen Wahlen ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Der konservative Präsident Guillermo Lasso hatte im Mai inmitten einer politischen Krise den Kongress aufgelöst und regiert seitdem per Dekret.

Auf einem in sozialen Medien verbreiteten Video ist zu sehen, wie Villavicencio die Schule verlässt und einen Pickup besteigen will. Dann sind Schüsse und Schreie zu hören. Nach Behördenangaben wurden mindestens neun Menschen durch die Schüsse verletzt, darunter eine Kandidatin für den Kongress und zwei Polizisten. Einer der Schützen soll nach Aussage der ecuadorianischen Staatsanwaltschaft ums Leben gekommen sein.

Hinter dem Attentat werden Drogenbanden vermutet, wie auch Lasso bestätigte. „Die organisierte Kriminalität hat es zu weit getrieben, aber sie wird die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen“, schrieb er auf der Plattform X, ehemals Twitter. Der Staatschef rief den nationalen Sicherheitsrat zusammen.

Das einst friedliche südamerikanische Land leidet unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Die Regierung macht vor allem Drogenbanden wie das mexikanische Sinaloa-Kartell für die Gewalt verantwortlich, die um die Macht im Land kämpfen.

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