Chile gedenkt der Opfer des Militärputsches vor 50 Jahren

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Berlin/Santiago de Chile - In Chile haben Tausende Menschen am 50. Jahrestag des Militärputsches der Opfer der Pinochet-Diktatur gedacht. Präsident Gabriel Boric erinnerte am Montag (Ortszeit) bei einer Gedenkveranstaltung im Präsidentenpalast La Moneda an all diejenigen, die 1973 die Verfassung und Demokratie verteidigt hätten, wie die Zeitung "El Mostrador" berichtete. Am 11. September vor 50 Jahren putschte das Militär unter Führung von General Augusto Pinochet und stürzte den rechtmäßig gewählten Präsidenten Salvador Allende.

Vor 50 Jahren sei der Rechtsstaat durch die Gewalt von Flugzeugen, Panzern und Gewehren sowie durch Verrat und Aufruhr gestürzt worden, sagte Boric. Er rief alle Regierungen, egal welcher politischen Richtung auf, die Menschenrechte zu respektieren und "deren Verletzung ohne Einschränkung zu verurteilen." Um 11.52 Uhr hielten die Teilnehmer eine Schweigeminute ab. Zu diesem Zeitpunkt wurde vor 50 Jahren der Präsidentenpalast von der Luftwaffe bombardiert.

Auf der Veranstaltung sprach auch die Tochter des gestürzten Präsidenten Allende, die heutige Senatorin Isabel Allende. "Die Erinnerung ist ein erster Schritt zur Wahrheit, aber wir brauchen viel mehr, um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu erreichen", sagte sie. Die Ereignisse dieses Tages dürften sich nicht wiederholen.

Präsident Salvador Allende hatte einen von den Putschisten geforderten Rücktritt abgelehnt. Später wurde er von Militärs mit einer Schusswunde in seinem Büro tot aufgefunden. Sie gaben daraufhin bekannt, dass er Selbstmord begangen habe.

Als Pinochet am 11. März 1990 zurücktrat, wurde er vor kein Gericht gestellt. Die Generäle hatten ein Amnestiegesetz erlassen und konnten deshalb lange Jahre nicht bestraft werden. Zahlreiche Gräueltaten der Pinochet-Diktatur sind deshalb auch heute noch nicht aufgearbeitet und Verantwortliche juristisch nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Das Schicksal von rund 1.500 Opfern ist noch ungeklärt. Offiziell wurden 3.000 Menschen während der Pinochet-Diktatur (1973-1988) getötet, mehr als 27.000 wurden in Gefängnisse gesteckt und gefoltert. Zehntausende Menschen mussten das Land verlassen.

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