UN: 70 Prozent der Gaza-Bevölkerung auf der Flucht

Seit einem Monat tobt der Krieg zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel. Vor der Gewalt mussten laut UN 70 Prozent der Menschen im Gaza-Streifen flüchten. Entwicklungsministerin Schulze will das Leid der Menschen lindern.

Amman, Berlin - Einen Monat nach Beginn der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt sind nach UN-Angaben 70 Prozent der Menschen im Gaza-Streifen auf der Flucht. Ihre Vertreibung sei für die fast 1,5 Millionen Menschen mit ständiger Angst und unmenschlichen Lebensbedingungen verbunden, erklärte das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA am Dienstag. Derweil kündigte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) an, die Hilfe für UNRWA aufzustocken.

Das UN-Hilfswerk kritisierte, die Zivilbevölkerung des abgeriegelten und umkämpften Gaza-Streifens sei Zwangsumsiedlungen und kollektiven Bestrafungen ausgesetzt. Die Notunterkünfte in dem Gebiet seien viermal überbelegt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief erneut eindringlich zu einer humanitären Waffenruhe auf, um die Menschen mit Hilfsgütern zu beliefern. Um zu überleben, brauche die Bevölkerung Wasser, Brennstoff, Lebensmittel und einen sicheren Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Das Bundesentwicklungsministerium erklärte in Berlin, Ministerin Schulze habe mit Blick auf die wachsende Not der Menschen im Gaza-Streifen und die instabile Lage in einigen Nachbarländern entschieden, die bereits eingeplante Hilfe von 71 Millionen Euro für UNRWA freizugeben und zusätzliche 20 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte Schulze eine Überprüfung des deutschen Engagements in den palästinensischen Gebieten angekündigt. Diese sei zwar noch nicht vollständig abgeschlossen, die Zusagen seien ein erstes Teilergebnis.

„Der brutale Hamas-Angriff gegen Israel schadet auch in großem Maße der palästinensischen Bevölkerung“, erklärte Schulze nach einem Gespräch mit UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini in der jordanischen Hauptstadt Amman. „Wir sehen das große Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza und wollen es lindern.“ UNRWA sei der wichtigste Partner für die Versorgung der Menschen dort und solle nicht aufgegeben werden. Das sei auch im Sicherheitsinteresse Israels.

Nach den Hamas-Angriffen war in Deutschland und der EU eine Debatte über Hilfszahlungen für die Palästinenser entbrannt. Schulze und die EU-Kommission stoppten die Unterstützung am 9. Oktober mit dem Ziel einer Überprüfung.

Die nun zugesagten Hilfen sollen nach Ministeriumsangaben zunächst dazu dienen, die Basisversorgung der vertriebenen Menschen im Gaza-Streifen aufrechtzuerhalten und palästinensische Flüchtlinge in Jordanien unterstützen. Schwerpunkte im Gaza-Streifen seien die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Trinkwasser, sowie Hygiene und Sanitäranlagen in Notunterkünften. 

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