Berlin, Bangui - „Ärzte ohne Grenzen“ behandelt in der Zentralafrikanischen Republik zunehmend mehr Opfer sexualisierter Gewalt. Der massive Anstieg der Behandlungszahlen sei dabei nicht nur auf eine Zunahme von Fällen, sondern auch auf verstärkte Aufklärung und Angebote für die Opfer zurückzuführen, erklärte die Hilfsorganisation am Montag bei der Vorstellung ihres Berichts „Unsichtbare Wunden“.
Dem Bericht zufolge behandelte „Ärzte ohne Grenzen“ 2022 fast 5.800 Überlebende sexualisierter Gewalt. Fünf Jahre zuvor seien es weniger als 2.000 gewesen. Insgesamt seien in diesem Zeitraum mehr als 19.500 überlebende Opfer bei der Hilfsorganisation in Behandlung gewesen. Die Vereinten Nationen hätten in dieser Zeit weitere fast 15.000 Fälle sexualisierter Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik dokumentiert.
Die Lücken bei Hilfe und Behandlung seien weiterhin groß, betonte „Ärzte ohne Grenzen“. Viele Überlebende sexualisierter Gewalt hätten keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung, zu psychiatrischer Betreuung oder zu psychosozialer, finanzieller und rechtlicher Unterstützung. „Sexualisierte Gewalt wird in der Zentralafrikanischen Republik tabuisiert und kann nicht nur als ein Problem im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten dort betrachtet werden“, erklärte Landeskoordinator Khaled Fekih. Trotz einiger positiver Entwicklungen in den vergangenen Jahren zeigten viele Opfer sexualisierter Gewalt ihre Fälle nicht an und suchten keine medizinische Einrichtung auf. 95 Prozent der Betroffenen seien Frauen. „Wir wissen, dass die Zahl der behandelten Patientinnen immer noch nur die Spitze des Eisbergs ist.“
Laut dem Bericht, der zum Welttag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November veröffentlicht wurde, waren in mehr als zwei Drittel der Fälle die Täter den Opfern bekannt. Nur sehr wenige würden verurteilt, während die Überlebenden meist stigmatisiert würden und oft große Schwierigkeiten hätten, weiterhin ein normales Leben in ihrer Gemeinschaft zu führen.