Mexiko-Stadt, Chilpancingo - Nach dem bewaffneten Angriff auf vier Journalisten im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero haben zahlreiche Medien, Presseschaffende und Menschenrechtsorganisationen sofortige Ermittlungen gefordert. Die Betroffenen, ihre Angehörigen sowie andere Kollegen, die in der Region von Gewalt betroffen seien, müssten zudem Schutzmaßnahmen erhalten, forderten die mehr als 400 Unterzeichnenden einer Erklärung, die am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Präsident Andrés Manuel López Obrador sowie die Gouverneurin von Guerrero, Evelyn Salgado, müssten unmittelbar handeln.
Am Dienstag waren in Chilpancingo, der Landeshauptstadt des Bundesstaates, vier Journalisten in der Nähe einer Militärbasis beschossen worden. Die Reporter waren zu dem Tatort gefahren, um über die Tötung eines Busfahrers zu berichten. Vergangene Woche waren drei Journalisten sowie das Kind eines der Medienschaffenden mehrere Tage lang entführt worden. Die durch die Präsenz der organisierten Kriminalität und die Tatenlosigkeit der Behörden hervorgerufene Gewalt in der Region habe sich in jüngster Zeit noch weiter verschärft, heißt es in der Erklärung. Da der Staat die Ausübung ihrer Arbeit nicht garantieren könne, könnten die Journalisten aus einigen Gebieten von Guerrero nicht mehr berichten.
Guerrero ist einer der mexikanischen Bundesstaaten mit den größten Gewaltproblemen. Zahlreiche Landkreise werden von Gruppen des organisierten Verbrechens kontrolliert, viele Polizisten, Politiker und Beamte stehen auf der Gehaltsliste der Kriminellen. Zugleich zählt Guerrero zu den gefährlichsten Regionen für Journalisten. Seit dem Jahr 2000 wurden dort 17 Medienschaffende ermordet, in ganz Mexiko starben seither der Organisation für Pressfreiheit „Artículo 19“ zufolge fast 160 Pressevertreterinnen und -vertreter eines gewaltsamen Todes. Das Land gilt als eines der gefährlichsten für Journalisten weltweit.