Brasilien: Zahl der Obdachlosen fast verzehnfacht

Berlin/São Paulo -In Brasilien hat sich die Zahl der Obdachlosen innerhalb von zehn Jahren fast verzehnfacht. Das geht aus einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Studie des Wirtschaftsinstitutes Ipea auf Grundlage offizieller Daten hervor, wie die Tageszeitung „Folha de São Paulo“ berichtete. Insgesamt leben demnach 227.087 Menschen auf der Straße. 2013 wurden in dem südamerikanischen Land noch 21.934 Personen ohne festen Wohnsitz gezählt. Das entspricht einem Anstieg von 935 Prozent.

Als Ursachen machten die Forscher die Wirtschaftskrise und die Folgen der Corona-Pandemie aus. Außerdem fehlten staatliche Hilfsangebote für Menschen, die ihre Wohnung verloren hätten. Die Regierung unter dem linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva kündigte ein Hilfsprogramm von rund 200 Millionen US-Dollar für Obdachlose an. Damit sollen vor allem Lebensmittel und medizinische Hilfe bereitgestellt werden.

Arbeitslosigkeit und familiäre Probleme waren laut der Studie die häufigsten Gründe für die Obdachlosigkeit. Rund 30 Prozent der Befragten gaben an, dass Alkohol- und Drogenprobleme sie in die Obdachlosigkeit gebracht hätten. 69 Prozent der derjenigen, die auf der Straße leben, sind den Angaben zufolge Menschen mit dunkler Hautfarbe. 2,4 Prozent der Obdachlosen auf Brasiliens Straßen sind Ausländer, die meisten von ihnen stammen aus Venezuela und Angola.

Robson Mendonça, Präsident der Vereinigung für obdachlose Menschen in São Paulo, sagte, die Zahl der Obdachlosen sei nach der Pandemie rapide angestiegen. Er verlangte eine ernsthafte staatliche Politik, auch damit Wohnraum geschaffen werde. Denn ohne Adresse könnten sich die Menschen auch nicht für die staatliche Sozialhilfe registrieren.

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