Venezuela und Guyana vereinbarten Gewaltverzicht bei Grenzstreit

Berlin/Georgetown - Nach den politischen Provokationen von Venezuela um die ölreiche Region Essequibo in Guyana haben die Staatschefs beider Länder einen Gewaltverzicht vereinbart. Gewalt solle „unter keinen Umständen direkt oder indirekt angedroht oder angewendet“ werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Donnerstagabend (Ortszeit), wie die Tageszeitung „Stabroek News“ aus Guyana berichtet.

Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro und Guyanas Staatschef Irfaan Ali hatten sich zu Gesprächen im Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen getroffen. Venezuela verbreitete auf Internetdiensten ein gemeinsames Foto mit Handschlag. Beide Länder vereinbarten weiter, dass der Dialog zur Beilegung des Grenzstreits fortgesetzt werde.

Venezuela reklamiert die Region Essequibo seit mehr als einem Jahrhundert für sich. Sie befindet sich zu zwei Dritteln auf dem Staatsgebiet der ehemaligen britischen und niederländischen Kolonie Guyana. Der Grenzkonflikt mit Venezuela verschärfte sich 2015, als vor der Atlantikküste Essequibos große Ölvorräte gefunden wurden. Anfang Dezember hatte sich die Mehrheit der Venezolaner laut Regierungsangaben an einem nicht bindenden Referendum beteiligt und sich darin für den Anspruch Venezuelas auf das Gebiet ausgesprochen. Kurz darauf verkündete Maduro, Essequibo werde zu einer venezolanischen Provinz erklärt und die Ölförderung vorangetrieben.

Ali sagte bei dem Treffen, das Gespräch mit Maduro sei nicht der geeignete Ort zur Lösung des Konflikts. Er verwies auf ein laufendes Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag in dieser Angelegenheit. „Wir stellen klar, dass Guyana nicht der Aggressor ist, Guyana will keinen Krieg“, fügte Ali hinzu.

In den vergangenen Wochen hatte Maduro den Grenzkonflikt vorangetrieben. Laut internationaler Beobachter sind dafür vor allem innenpolitische Gründe für das seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise steckende Land entscheidend. Denn dadurch werde von den Problemen in Venezuela wie einer Verarmung der Bevölkerung, hoher Inflation und Massenflucht abgelenkt.

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