Grünen-Politiker Saleh für differenzierteren Blick auf Nahost-Krieg

Berlin - Der Grünen-Politiker Kassem Taher Saleh fordert bessere Aufklärung zum Nahost-Konflikt und eine differenzierte Sicht auf den Krieg im Gaza-Streifen. Auch wenn Deutschland zu seiner historischen Verantwortung stehe, heiße das nicht, dass alle Handlungen Israels zu 100 Prozent unterstützt werden müssten, sagte Saleh der in Berlin erscheinenden „taz“ (Freitag). „Leider entstand aber nach dem 7. Oktober in der migrantischen Community und bei mir der Eindruck: Wir müssen uns jetzt ohne Wenn und Aber zu Israel bekennen - sonst sind wir nicht mehr Teil dieses Landes.“

Zugleich wandte sich Saleh klar gegen antisemitische Vorfälle bei Demonstrationen, an denen sich auch viele Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt hatten. „Ich hätte mir auf den Demonstrationen auch klarere Positionen zu den Morden des 7. Oktober gewünscht, genauso wie eine klare Distanzierung von all jenen, die das Massaker gefeiert haben“, betonte der im Irak geborene Politiker. „Die Hamas ist eine Terrororganisation, will den Staat Israel auslöschen und muss vernichtet werden.“

Dennoch frage er sich, warum Israel in Kauf nehme, dass durch den Beschuss von Krankenhäusern und Schulen so viele Menschen stürben. „Daneben hätte ich mir gewünscht, dass man das und den Schmerz der migrantischen Communitys stärker in unsere politischen Debatten aufnimmt“, sagte der Baupolitiker Saleh im Interview. „Auch da hat es mir an Empathie gefehlt, gerade von Regierungsmitgliedern und insbesondere von Bundeskanzler Olaf Scholz.“

Zum in drei Wochen beginnenden Ramadan erklärte der Politiker mit kurdischem Vater und arabischer Mutter: „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen zumindest diesen einen Monat ohne Angst um ihr Leben, ohne Krieg und ohne Waffen begehen können.“

Zum Verstehen der Hintergründe des Nahost-Konflikts wirbt Saleh für mehr Aufklärung und Bildungsarbeit. In seiner Schulzeit in Deutschland hätte er gerne erfahren, was es bedeute, jüdisch zu sein - in Deutschland und in Israel. „Aber das hat komplett gefehlt. Und das gibt es bis heute nicht genug“, sagte er.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!