Festnahmen nach Mord an Rios linker Stadträtin Marielle Franco

Berlin/São Paulo - Sechs Jahre nach dem Mord an der Stadträtin von Rio de Janeiro, Marielle Franco, hat die Polizei die mutmaßlichen Drahtzieher verhaftet. Die Polizei führte am Sonntag (Ortszeit) Razzien in Rio de Janeiro durch und vollstreckte drei Haftbefehle, wie Justizminister Ricardo Lewandowski auf einer Pressekonferenz laut „Onlineportal “G1" mitteilte. Bei den drei Verhafteten handelt es sich um den damaligen Chef der Zivilpolizei von Rio, Rivaldo Barbosa, sowie einen Abgeordneten des Nationalkongresses und seinen Bruder, der Mitglied des Rechnungshofes des Bundesstaates Rio de Janeiro war.

Die Stadträtin der linken PSOL-Partei und ihr Fahrer wurden im März 2018 in Rio de Janeiro auf offener Straße in ihrem Auto erschossen. Franco galt als aufstrebende Politikerin, die sich sehr für die Belange der Bewohner von Armenvierteln einsetzte.

Die Festgenommen sind laut der Polizei in Mafiaaktivitäten in Rio und im Umland verstrickt. Franco sei als Hindernis für diese Machenschaften gesehen worden, erklärte die Polizei. Außerdem habe sie sich im Stadtrat gegen eine Neuregelung für die Privatisierung von Land eingesetzt und damit die illegalen Aktivitäten der Festgenommenen gestört. „Das Verbrechen wurde von den beiden Brüdern geplant und von Rivaldo Barbosa akribisch vorbereitet“, hieß es zur Begründung der Festnahme. Barbosa wurde kurz vor dem Mord zum Chef der Zivilpolizei berufen und soll maßgeblich versucht haben, die Ermittlungen zu behindern.

2019 war bereits ein ehemaliger Polizist als mutmaßlicher Todesschütze verhaftet worden. Die Justiz hatte sich mit ihm auf Strafmilderung verständigt. Im Gegenzug nannte er nun die Namen der mutmaßlichen Auftraggeber, die zu den Verhaftungen führten.

Nach dem Mord an Franco kam es in ganz Brasilien zu Straßenprotesten und Demonstrationen. Die Afrobrasilianerin, die selbst in einem Armenviertel aufgewachsen war, war aufgrund ihres Engagements und Mutes über die Parteigrenzen hinweg anerkannt. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ernannte ihre Schwester Anielle Franco zur Ministerin für die Gleichstellung ethnischer Gruppen.

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