Sudan-Konferenz mobilisiert Hunderte Millionen Euro an Hilfsgeldern

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns stand der Sudan im Fokus einer internationalen Konferenz in Paris. Dabei wurden mehrere hundert Millionen Euro an Hilfsgeldern mobilisiert - und über Wege aus der Krise beraten.

Frankfurt a.M., Paris - Bei einer internationalen Konferenz zum Sudan sind Hunderte Millionen Euro an Hilfsgeldern für das afrikanische Land und die Region mobilisiert worden. Zum Abschluss des eintägigen Treffens in Paris sagten unter anderem Vertreter aus Großbritannien, den USA und Saudi-Arabien zusätzliches Geld zu. Für Deutschland kündigte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bereits zum Auftakt der Konferenz Hilfsgelder in Höhe von 244 Millionen Euro an.

Frankreich, Deutschland und die EU hatten zum ersten Jahrestag des Kriegsbeginns im Sudan zu der Konferenz eingeladen, bei der es auch um diplomatische Initiativen für ein Ende des Konflikts ging. Im Sudan war vor genau einem Jahr, am 15. April 2023, ein Konflikt zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. Tausende Menschen wurden getötet, mehr als 8,5 Millionen Frauen, Männer und Kinder vertrieben. Laut einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) von Montag wurden seit Beginn des Krieges täglich mehr als 20.000 Menschen in die Flucht getrieben.

Baerbock bezeichnete die humanitäre Lage in dem afrikanischen Land als katastrophal. 25 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, seien auf Hilfe angewiesen. „Wenn wir jetzt nicht als Weltgemeinschaft massiv gegensteuern, droht Sudan eine furchtbare Hungerkatastrophe“, warnte die deutsche Außenministerin: „Im schlimmsten Fall könnten in diesem Jahr eine Million Menschen verhungern.“

Dutzende Länder kündigten bei der Konferenz weitere Hilfsgelder an. Die EU-Kommission plant für dieses Jahr Mittel in Höhe von fast 355 Millionen Euro für an Krisenhilfe. Das Geld sei für den Sudan selbst und die Unterstützung der angrenzenden Länder vorgesehen, sagte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic.

Großbritannien verdoppelte seine Hilfe auf umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro. Die USA sagten rund 94 Millionen Euro zusätzlich zu. Auch Kenia beteiligt sich mit umgerechnet fast einer Million Euro an der Sudan-Hilfe. Kenias Außenminister Musalia Mudavadi nannte die Krise eine „afrikanische Herausforderung“.

In einer bei der Konferenz übertragenen Videobotschaft mahnte UN-Generalsekretär António Guterres ein Ende der Kämpfe im Sudan an. Zugleich rief Guterres alle Parteien auf, Zivilisten zu schützen und humanitären Organisationen ungehinderten Zugang zu geben.

Seit Beginn des Krieges gab es verschiedene regionale und internationale Bemühungen für ein Ende der Kämpfe, bisher allerdings ohne Erfolg. Inzwischen sind mehrere Regionalmächte in den Krieg involviert. Den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa wird vorgeworfen, die RSF mit Waffenlieferungen zu unterstützen. Bei der Konferenz in Paris ging es auch darum, verschiedene diplomatischen Initiativen besser aufeinander abzustimmen.

Im Vergleich zu den Kriegen in der Ukraine und dem Nahen Osten steht der Sudan weniger im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Der UN-Hilfsplan für den Sudan über rund 2,5 Milliarden Euro war vor der Konferenz nur zu einem Bruchteil finanziert. Mit den am Montag gegebenen Zusagen steht internationalen und lokalen Hilfsorganisationen nun mehr Geld zur Verfügung.

Der französische Außenminister Stéphane Séjourné beklagte, das sudanesische Volk erlebe nicht nur einen „schrecklichen Krieg“, den es nicht gewollt habe. Die Menschen im Sudan seien auch Opfer des Vergessens und der Gleichgültigkeit.

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