UN und EU verlangen massive Erhöhung der Hilfe für Menschen in Gaza

Die Bevölkerung im Gaza-Streifen benötigt täglich bis zu 600 Lastkraftwagen voll mit Lebensmitteln, Medizin und anderen humanitären Gütern. Doch Israel lässt nur wenig Hilfe zu. Die UN und die EU pochen auf einen Kurswechsel.

Genf - Die Vereinten Nationen und die EU-Kommission verlangen eine massive Ausweitung der Hilfslieferungen für die Menschen im umkämpften Gaza-Streifen. „Israel muss umgehend die Lieferung humanitärer Hilfe wieder ermöglichen - im Einklang mit humanitären Prinzipien und unter Mitwirkung der Vereinten Nationen sowie weiterer internationaler humanitärer Partner“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Telefonat mit Jordaniens König Abdullah II. laut einer Mitteilung der Kommission vom Dienstag.

„Die Ausweitung der israelischen Militäroperationen im Gaza-Streifen, die auf zivile Infrastruktur abzielen - darunter eine Schule, die als Zufluchtsort für vertriebene palästinensische Familien diente - und bei der Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet wurden, ist abscheulich“, sagte die Kommissionspräsidentin.

Nach Monaten der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas ist die Bevölkerung des Gaza-Streifens laut Einschätzung von UN-Experten von einer Hungersnot bedroht. Anfang März hatte die israelische Armee das Gebiet an der Mittelmeerküste vollständig abgeriegelt und keine Hilfsgüter mehr hineingelassen. Kürzlich kündigte die israelische Regierung an, wieder Hilfslieferungen zuzulassen.

Die Sprecherin des Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA, Juliette Touma, sagte, es würden bis zu 600 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln, Medizin und anderen humanitären Gütern pro Tag benötigt. Die geringen Mengen an Hilfsgütern, die Israel nun in den Gaza-Streifen lasse, seien völlig unzureichend. Rund 3.000 UNRWA-Trucks in Ägypten und Jordanien warteten auf grünes Licht für die Fahrt in den Gaza-Streifen, sagte Touma.

Der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke, nannte die Aktivitäten der umstrittenen Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) eine „Ablenkung“. Die GHF wird von Israel und der Regierung des US-Präsidenten Donald Trump unterstützt. Nach eigenen Angaben will die GHF Hilfsgüter im Gaza-Streifen direkt an die Menschen liefern. Israel wirft der Terrorgruppe Hamas vor, Hilfsgüter für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Auslöser des Gaza-Krieges war im Oktober 2023 der Angriff von Hamas-Kommandos auf Israel. Dabei wurden Hunderte Zivilisten getötet und zahlreiche Geiseln entführt. Israel reagierte mit massivem Beschuss des Gaza-Streifens und schickte Bodentruppen in das Gebiet.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte mit, dass 180.000 Menschen im Gaza-Streifen zwischen dem 15. und dem 25. Mai vor der neuen israelischen Militäroffensive flüchten mussten. Dabei habe Israels Militär auch auf behelfsmäßige Unterkünfte gezielt, in denen Flüchtlinge untergebracht seien.

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