Berlin/Bogotá - In Kolumbien hat am Mittwoch ein zweitägiger Generalstreik begonnen. Damit wollen Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen das Parlament für die Annahme einer Reform des Arbeitsrechts unter Druck setzen. Tausende Menschen strömten am Mittwochmorgen (Ortszeit) in zahlreichen Städten des Landes zu den Treffpunkten für die Massenkundgebungen, wie lokale Medien berichteten.
Der Ausstand wird von Kolumbiens Präsidenten Gustavo Petro unterstützt, der damit ein Referendum für mehr Arbeitnehmerrechte durchsetzen will. Am Donnerstag sollte der Generalstreik fortgesetzt werden.
Der von der Regierung eingebrachte Gesetzentwurf über Arbeitsmarktreformen wurde mehrfach vom Kongress abgelehnt. Das Scheitern ist eine weitere Niederlage für Petro, der damit eines seiner zentralen Wahlversprechen nicht einlösen konnte. Mit der Reform soll der Schutz für Arbeiter vor Kündigung und unbezahlter Mehrarbeit erhöht werden. Kernforderungen sind die Begrenzung des Arbeitstages auf acht Stunden, Feiertags- und Nachtzuschläge sowie Zahlungen bei Krankheit.
Selbst wenn auf unbestimmte Zeit gestreikt werde, „wird sich der Präsident nicht dagegen wehren und dies unterstützen“, sagte Petro laut der Zeitung „El Tiempo“. Die Opposition kritisiert den von der Regierung unterstützten Generalstreik und verweist auf den hohen wirtschaftlichen Schaden.
Nach den Vorstellungen des Staatschefs sollen alle Arbeiter, auch in Kleinstunternehmen, von den Neuerungen profitieren. Der Linkspolitiker will auch für mehr Schutz bei informellen Arbeitsverhältnissen sorgen, in denen rund die Hälfte aller Kolumbianer arbeitet. Nach dem Scheitern des Gesetzentwurfs im Kongress will Petro die Reform per Volksbefragung durchsetzen. Das Verfassungsgericht lehnt bislang auch diesen Weg ab.