Amnesty: Boko-Haram-Opfer in Nigeria vom Staat im Stich gelassen

Frankfurt a.M., Abuja - Der nigerianische Staat versagt laut Amnesty International bei der Hilfe für die Überlebenden von Boko-Haram-Entführungen. Die Frauen und Mädchen, die sich aus den Fängen der Terrorgruppe hätten befreien können, erhielten meistens weder für sich noch für ihre Familien Unterstützung der Behörden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag.

Die islamistische Gruppierung terrorisiert die Bevölkerung seit 2009 vor allem im Nordosten Nigerias. Sie hat seither Tausende Menschen verschleppt, getötet und Hunderttausende in die Flucht getrieben. Bei Überfällen auf Dörfer und Schulen entführt Boko Haram Frauen und Mädchen, um sie mit Kämpfern zu verheiraten.

Überlebende berichten laut Amnesty von unvorstellbaren Misshandlungen und sexualisierter Gewalt. Wenn ihnen die Flucht gelingt, könnten sie jedoch weder mit finanzieller Hilfe noch mit Unterstützung bei der Reintegration rechnen, kritisierte die Organisation. Nigeria sei aber durch internationales Recht dazu verpflichtet, den Mädchen bei der körperlichen wie psychischen Genesung sowie ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu helfen.

„Es ist inakzeptabel, dass die nigerianischen Behörden immer noch nicht sicherstellen können, dass diese Mädchen und jungen Frauen ihr Leben in Sicherheit wieder aufbauen können“, erklärte Amnesty-Landesdirektor Isa Sanusi. Die Menschenrechtsorganisation habe zwar vor einem Jahr einen Bericht über das Leiden der Überlebenden veröffentlicht und eine Kampagne gestartet, um die staatlichen Stellen für das Thema zu sensibilisieren. Doch geändert habe sich nichts, denn die meisten Betroffenen lebten weiterhin in großer Not.

Sanusi rief Präsident Bola Tinubu und die nigerianische Regierung auf, umgehend für Hilfe für die Boko-Haram-Überlebenden zu sorgen: „Diese Mädchen und jungen Frauen müssen unterstützt werden und sofort medizinische Versorgung, Bildung und Hilfe zum Überleben erhalten.“

 

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