Polizei schlägt Proteste in Kenia nieder

Erneut gehen in Kenia Zehntausende Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße. Menschenrechtlern zufolge wurden bei den Protesten am Mittwoch mindestens zwei Menschen getötet - in der Hauptstadt Nairobi setzte die Polizei scharfe Munition ein.

Nairobi - Bei Protesten gegen Polizeigewalt sind in Kenia nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens zwei Menschen von Sicherheitskräften getötet worden. Südlich der Hauptstadt Nairobi seien zwei Demonstranten erschossen worden, teilte die nicht staatliche Kenianische Menschenrechtskommission am Mittwoch auf der Internetplattform X mit. Dutzende weitere Demonstrierende wurden laut Berichten lokaler Medien mit Schusswunden ins Krankenhaus eingeliefert.

Mit den Demonstrationen wurde an den Jahrestag der teils brutalen Niederschlagung der Massenproteste vor einem Jahr erinnert. Zehntausende Menschen versammelten sich allein in Nairobi zum Gedenken an die Toten. Am 25. Juni 2024 waren Protestierende ins Parlament vorgedrungen, wo ein neues Haushaltsgesetz mit höheren Steuern verabschiedet werden sollte.

Bereits am frühen Morgen versammelten sich am Mittwoch Tausende Menschen in der Innenstadt von Nairobi, sangen, spielten Fußball, schwenkten die kenianische Flagge und Plakate mit den Namen von Opfern der Polizeigewalt. Die Polizei ging laut Medienberichten mit scharfer Munition, Tränengas und Wasserwerfern gegen die unbewaffneten Demonstrierenden vor. Über Nacht waren bereits Barrikaden aus Stacheldraht an den Straßen zum Parlament und zum Sitz des Präsidenten errichtet worden, die Straßen, die in die Innenstadt führen, wurden weiträumig gesperrt.

Am Nachmittag versuchten Tausende Menschen den Sitz des Präsidenten zu erreichen, wurden aber von Sicherheitskräften aufgehalten. Gleichzeitig schaltete die Kommunikationsbehörde das Signal eines Fernsehsenders ab, nachdem sie zuvor angeordnet hatte, dass alle Sender ihre Live-Berichterstattung einstellen sollten.

Die kenianischen Sicherheitskräfte waren mit großer Gewalt gegen die Proteste vor einem Jahr vorgegangen. Mindestens fünf Menschen wurden allein am 25. Juni 2024 erschossen. Nach Angaben der staatlichen Nationalen Kenianischen Menschenrechtskommission wurden bei den wochenlangen Protesten insgesamt 60 Menschen von der Polizei getötet. Zuletzt kam der Aktivist Albert Ojwang Anfang Juni im Polizeigewahrsam ums Leben. Drei Polizisten sind deshalb wegen Mordes angeklagt.

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