Tschad: Oppositionspolitiker Masra zu 20 Jahren Haft verurteilt

N'Djamena/Jaunde - Der tschadische Oppositionspolitiker und ehemalige Ministerpräsident Succès Masra ist zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Wie das Nachrichtenportal „Tchadinfos“ am Sonntag berichtete, wurde gegen Masra zudem eine Geldstrafe in Höhe von einer Milliarde CFA (etwa 1.525 Euro) verhängt. Ein Gericht befand den Vorsitzenden der Oppositionspartei „Les Transformateurs“ laut dem französischen Sender RFI am Samstag wegen der Verbreitung „rassistischer und fremdenfeindlicher Botschaften“ sowie der Beihilfe zum Mord für schuldig.

Hintergrund ist ein Massaker in Mandakao, einer Ortschaft im Süden des Tschad. Dort war es im Mai zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen mindestens 42 Menschen getötet wurden. Masra wurde vorgeworfen, den Konflikt zwischen Viehzüchtern und Bauern durch Hassbotschaften angestachelt zu haben. Masra bestritt die Vorwürfe.

Wie RFI berichtete, waren gemeinsam mit Succès Masra 74 weitere Menschen angeklagt. 64 von ihnen seien ebenfalls zu 20 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Masra sei bei der Verkündung des Urteils ruhig gewesen. Der Koordinator des Anwaltsteams von Masra, Francis Kadjilembaye, kritisierte einen Mangel an Beweisen. Die Justiz werde instrumentalisiert, um politische Rechnungen zu begleichen, sagte er laut RFI. Das Anwaltsteam kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen.

Der Ökonom Masra hatte sich in den vergangenen Jahren als eine der wichtigsten Stimmen der Opposition im Tschad etabliert. In dem zentralafrikanischen Land regiert die Familie Déby seit mehr als 30 Jahren autoritär. Der aktuelle Präsident Mahamat Déby übernahm das Amt 2021 nach dem Tod seines Vaters Idriss Déby. Masra war 2023 nach anderthalb Jahren im Exil in den Tschad zurückgekehrt und in einer überraschenden Annäherung Anfang 2024 zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung ernannt worden. Nach der Wahl im Mai 2024 räumte er seinen Posten.

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