Frankfurt a.M. - Zum Welttag der humanitären Hilfe dringen Hilfsorganisationen auf mehr Schutz für Helfende in Kriegs- und Krisengebieten. Ein Anstieg von Gewalt gegen Helferinnen und Helfer sei zwar insbesondere in Gaza zu beobachten, „setzt sich aber weltweit fort“, sagte die Geschäftsführerin des International Rescue Committees (IRC) in Deutschland, Corina Pfitzner, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Das humanitäre Völkerrecht werde zunehmend missachtet, „ohne dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden“. Auch der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, beklagte eine „massive Verrohung von Konflikten“.
Der Welttag der humanitären Hilfe wird jedes Jahr am 19. August begangen, um die Arbeit von Helferinnen und Helfern in Krisen und Konflikten zu würdigen. Er wurde 2008 von der UN-Generalversammlung ins Leben gerufen.
Pfitzner rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich für die Wahrung des humanitären Völkerrechts einzusetzen. Auch Deutschland trage als einer der weltweit größten Geber Verantwortung und habe Einfluss, um die Sicherheit von Helferinnen und Helfern zu stärken. Dazu gehöre unter anderem eine „zielgerichtete humanitäre Diplomatie, die Konfliktparteien zur Rechenschaft zieht und das humanitäre Völkerrecht schützt“, sagte die IRC-Geschäftsführerin.
Nach Angaben der Datenbank „Aid Worker Security Database“ wurden vergangenes Jahr weltweit 383 Helferinnen und Helfer getötet. Insgesamt gab es 599 Angriffe, dazu zählen auch Entführungen oder Attacken, die eine schwere Verletzung zur Folge hatten. Im laufenden Jahr wurden demnach bereits 265 Helferinnen und Helfer getötet. Vor allem in den palästinensischen Gebieten nahm die Gewalt zu. Vergangenes Jahr kamen dort laut der Datenbank 185 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen ums Leben.
Welthungerhilfe-Generalsekretär Mogge beklagte weltweit einen deutlichen Anstieg der Angriffe in den vergangenen Jahren. Während 2011 noch 152 entsprechende Vorfälle dokumentiert worden seien, liege die Zahl für 2024 bei knapp 600, sagte Mogge dem epd.
Beschäftigte der Welthungerhilfe sowie von lokalen Partnerorganisationen seien ebenfalls von Angriffen bedroht, sagte Mogge und verwies unter anderem auf den Krieg im Sudan. Vor allem im Westen des afrikanischen Landes verzichteten Helferinnen und Helfer inzwischen auf eindeutige Kennzeichen, um nicht zum Angriffsziel zu werden. „Das ist schon ein großer Unterschied zu früher, wo wir ganz im Gegenteil mit großen Fahnen durch die Gegend gefahren sind, um deutlich zu machen: Hier handelt es sich um eine Hilfsorganisation“, sagte Mogge. Laut „Aid Worker Security Database“ wurden im Sudan vergangenes Jahr 60 Helfende getötet.
Die Diakonie Katastrophenhilfe warnte ebenfalls vor den großen Gefahren für Helferinnen und Helfer. Man erlebe „in Krisen und Konflikten wiederholt, dass Helfende angegriffen und überfallen werden, oder ihnen der Zugang zu Notleidenden verwehrt wird“, erklärte Präsidentin Dagmar Pruin. Auch die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, mahnte angesichts der großen Anzahl von Konflikten weltweit mehr humanitäre Hilfe sowie einen besseren und sicheren Zugang an.