Zwei Anschläge mit mindestens 18 Toten in Kolumbien

Berlin/Bogotá - In Kolumbien lässt die Gewalt nicht nach. Am Donnerstag (Ortszeit) gab es innerhalb von wenigen Stunden zwei Anschläge. Mindestens 18 Menschen wurden dabei laut Behörden und lokalen Medien getötet. Im Norden des Landes wurde bei einem Antidrogeneinsatz ein Helikopter der Polizei mit einer Drohne angegriffen. Laut Verteidigungsministerium starben dabei zwölf Polizisten.

Wenig später gingen vor einer Kaserne in der drittgrößten Stadt Cali zwei Bomben in die Luft, wie die Zeitung „El Tiempo“ berichtete. Statt die Kaserne zu treffen, explodierten die Bomben demnach auf einer stark befahrenen Straße vor der Kaserne und töteten mindestens sechs Passanten. Über 70 Menschen wurden laut Präsident Gustavo Petro verletzt.

Friedensgespräche in Katar

Präsident Gustavo Petro machte für beide Anschläge Dissidenten der ehemaligen Farc-Guerrilla verantwortlich und bezeichnete diese als „Drogenhändler“ und „Terroristen“. Das Verteidigungsministerium hatte kurz zuvor für den Angriff auf den Hubschrauber eine paramilitärische Einheit, den ‘Clan del Golfo’ als Urheber bezeichnet. Mit der Einheit finden derzeit Friedensgespräche in Katar statt.

In der westlichen Stadt Cali übernahm derweil das Militär die Kontrolle über die Stadt. Petro zufolge wurde ein Tatverdächtiger festgenommen, weitere würden gesucht. Zwischenzeitliche Berichte über eine Ausgangssperre wurden später dementiert. Die Stadtregierung rief die Bevölkerung zur Blutspende auf, um den Verletzten zu helfen. Die Regierung bat zudem die internationale Gemeinschaft, den kolumbianischen Drogenbanden den Geldfluss zu entziehen und sie als Terrororganisationen einzustufen.

Während und nach den Friedensverhandlungen mit der Farc-Guerilla, die 2016 zu einem Abkommen führten, haben sich mehrere Splittergruppen von der Farc abgespalten und führen den bewaffneten Kampf weiter. Auch paramilitärische Einheiten, die ursprünglich zur Bekämpfung der Guerilla gegründet wurden, sind aktiv geblieben und finanzieren sich durch Drogenhandel und Erpressung. Versuche der Regierung Petro, mit den Farc-Dissidenten einen langfristigen Friedensprozess anzustoßen, sind bislang gescheitert.

Seit den 1960er Jahren herrscht in Kolumbien ein Krieg zwischen dem Staat, mehreren Guerillagruppen und paramilitärischen Milizen. Etwa 300.000 Menschen wurden seither getötet, rund sieben Millionen vertrieben.

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