Berlin - Mehrere Facebook-Kanäle des in Berlin ansässigen deutsch-vietnamesischen Medienportals „Thoibao“ sollen auf Druck Vietnams zensiert worden sein. Die Seiten „Thoibao.eu“ und „Thoibao.news“ seien „unter fadenscheinigen Gründen“ gelöscht worden, die Hauptseite „Thoibao.de“ sei von der Löschung bedroht, teilten die Betreiber des Portals gemeinsam mit der Organisation Reporter ohne Grenzen am Donnerstag in Berlin mit.
Zudem sei die Monetarisierung auf der Plattform für „Thoibao“ eingeschränkt worden. Dadurch würde das Portal nach eigenen Angaben fast nichts mehr verdienen. Facebook sei dabei mit Abstand der wichtigste Verbreitungskanal des deutsch-vietnamesischen Portals. Der Account „Thoibao.de“ hat dort demnach 1,2 Millionen Follower.
Vorgeworfen wird den Betreibern nach Angaben von Chefredakteur Trung Khoa Le Informationen zu den Themen Suizid und Selbstverletzungen verbreitet zu haben. Über diese Themen würde „Thoibao“ allerdings gar nicht berichten. Einen entsprechenden Widerspruch soll Facebook abgelehnt haben. Der Chefredakteur steht den Angaben zufolge zudem wegen Drohungen derzeit unter Personenschutz.
Gegenstand der Berichterstattung des Portals ist demnach die Politik in Vietnam und politische Ereignisse weltweit, „über welche die vietnamesischen Staatsmedien entweder gar nicht oder mit ideologischer Brille berichten, wie beispielsweise den Krieg in der Ukraine“, wie es heißt. Laut der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt Vietnam Platz 173 von 180 und liegt damit etwa hinter den Palästinensischen Gebieten und Russland.