Bericht: Streubomben töten und verletzen 2024 mehr Menschen

Die Hilfsorganisation Handicap International verlangt von Deutschland einen entschlossenen Einsatz gegen Streumunition. Die heimtückischen Waffen müssten vollständig abgeschafft werden.

Berlin - Die Zahl der getöteten und verletzten Opfer der geächteten Streubomben ist laut der Hilfsorganisation Handicap International deutlich gestiegen. Streubomben hätten im vergangenen Jahr einer internationalen Erhebung zufolge mindestens 314 Menschen weltweit getötet oder verletzt, teilte die an der Erfassung beteiligte Hilfsorganisation am Montag in Berlin mit.

2023 waren es dem Monitoring zufolge 219 verletzte oder getötete Menschen. Alle Streubomben-Opfer seien Zivilistinnen und Zivilisten gewesen, knapp die Hälfte davon (42 Prozent) Kinder.

Die Autoren des Berichts vermuten angesichts einer schwierigen Datenerfassung in Konfliktgebieten und mangelnder Angaben über militärische Opfer eine hohe Dunkelziffer. Das Monitoring berücksichtigt neun Länder: Afghanistan, Irak, Jemen, Laos, Libanon, Mauretanien, Myanmar, Syrien und die Ukraine.

Seit Februar 2022 verzeichne die Ukraine die weltweit höchste Zahl an Todesopfern und Verletzten durch Streumunition - bislang seien mehr als 1.300 Menschen betroffen, heißt es in dem Bericht. „Allein im Jahr 2024 kamen mindestens 193 Menschen durch Angriffe mit Streumunition ums Leben oder wurden verletzt.“

Streumunition ist völkerrechtlich geächtet. Ein Verbotsvertrag, die Osloer Konvention, wurde 2008 verabschiedet und trat 2010 in Kraft. Ihr gehören laut Handicap International 111 Vertragsstaaten an und noch einmal 12 Staaten haben sie unterzeichnet. Die Hilfsorganisation verurteilte den Austritt des NATO-Mitglieds Litauen aus dem Streubomben-Verbotsvertrag und die damit einhergehende, zunehmende Akzeptanz von Streumunition.

Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, forderte, dass der Streubomben-Verbotsvertrag entschlossen umgesetzt werden soll. „Deutschland und die anderen Vertragsstaaten müssen weiterhin entschlossen auf eine Welt ohne Streumunition hinarbeiten und ihrer Verpflichtung nachkommen, den Einsatz von Streumunition zu jeder Zeit und durch jede Partei zu verurteilen.“

Deutschland hat laut Auswärtigem Amt das Ratifizierungsverfahren als elftes Land 2009 vollständig abgeschlossen. Bei Unterzeichnung des Übereinkommens sei Deutschland eines der Länder mit den größten Lagerbeständen an Streumunition gewesen. Die Bundeswehr habe diese jedoch nie eingesetzt.

Streumunition gehört zu den für die Zivilbevölkerung gefährlichsten Waffen, da sie noch lange nach Beendigung eines Konflikts zu Opfern führen kann. Selbst wer die Explosion der Streumunition überlebt, verliert laut Handicap International oft Hände und Füße oder erleidet schwere Verletzungen an lebenswichtigen Organen.

Streumunition wird von Flugzeugen abgeworfen oder vom Boden abgefeuert. Beim Abwurf öffnet sich ein Behälter, der bis zu 1.000 Minibomben enthält. Die Sprengsätze verteilen sich auf einer großen Fläche und sind oft schwer zu entdecken.

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