Kolumbien: Teil von Farm von Drogenboss Escobar an Opfer übergeben

Cali - In Kolumbien sind Teile der Farm von Drogenboss Pablo Escobar an Opfer des bewaffneten Konflikts übergeben worden. Zunächst wurden nach Behördenangaben rund 120 Hektar an Frauen verteilt, die in dem seit den 1960er Jahren andauernden Krieg Gewalt erlitten hätten. Das sei der Startschuss für die Rückgewinnung der „Hacienda Nápoles“ für die Opfer, erklärte Präsident Gustavo Petro am Mittwoch (Ortszeit).

Die über 4.000 Hektar große Farm im Nordwesten des Landes war einst das Symbol der Macht Escobars. Nach dessen Tod 1993 wurde sie vom Staat beschlagnahmt. Teile des Geländes werden seit Jahren als Themenpark mit Zoo und Hotel touristisch genutzt. Escobar hatte dort exotische Tiere wie Flusspferde ansiedeln lassen, die sich inzwischen stark vermehrt haben und als invasive Art gelten.

Die Betreiber des Freizeitparks, die langfristige Pachtverträge mit der lokalen Gemeinde abgeschlossen haben, wehren sich laut der Zeitung „El Espectador“ gegen die Verteilung von Land. Nach Angaben der staatlichen Landbehörde beansprucht der Park jedoch lediglich einen Teil der Gesamtfläche. Nur ungenutzte Flächen sollen an Opfer übergeben werden. Bereits 2017 hatten Betroffene das Land dem Bericht zufolge erhalten, waren jedoch von der Polizei vertrieben worden.

Mit der symbolträchtigen Rückgabe will die Regierung Wiedergutmachung für Opfer des Konflikts leisten und zugleich die Landreform vorantreiben. Die Verteilung von Land ist ein Kernpunkt des 2016 geschlossenen Friedensabkommens zwischen dem Staat und der Farc-Guerilla, die gegen die hohe Landkonzentration in den Händen weniger Großgrundbesitzer gekämpft hatte.

Unter Petro wurden bislang rund 280.000 Hektar an Kleinbauern und ethnische Gemeinschaften übergeben. Damit macht die aktuelle Regierung im Vergleich zu ihren Vorgängern substantielle Fortschritte, bleibt aber weit hinter den im Friedensabkommen vereinbarten drei Millionen Hektar zurück, die durch staatlichen Erwerb verteilt werden sollen. In dem Krieg zwischen Staat, Guerillagruppen und paramilitärischen Milizen sind rund 300.000 Menschen getötet und etwa sieben Millionen vertrieben worden.

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