Nairobi/Antananarivo - Amnesty International hat eine Untersuchung der tödlichen Polizeigewalt bei Protesten in Madagaskar gefordert. Die Todesopfer seien eine schmerzliche Erinnerung daran, dass das Recht auf friedlichen Protest gewaltsam unterdrückt werde, sagte der Ostafrikadirektor Tigere Chagutah am Donnerstag. Seit vergangener Woche gehen vor allem junge Menschen gegen die Regierung auf die Straße. Dabei wurden laut den Vereinten Nationen mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt.
Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, erklärte Chagutah. Protest sei kein Verbrechen, sondern ein Grundrecht. Deshalb müsse die Regierung den Protestierenden zuhören, anstatt die Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen. Die Regierung habe sich auf ein altes Gesetz berufen, anstatt sich an die Menschenrechte zu halten, sagte der Amnesty-Experte. Am Montag hatte Madagaskars Präsident Andry Rajoelina als Reaktion auf die Proteste die Regierung aufgelöst.
Seit dem 25. September gehen in Madagaskar Tausende junge Menschen der sogenannten Generation Z auf die Straße, um gegen das Regierungsversagen zu protestieren. Auslöser sind die anhaltenden Strom- und Wasserausfälle. Die Proteste haben großen Rückhalt in der Gesellschaft. Zuletzt schlossen sich die Gewerkschaften den meist unter 30-Jährigen an, die die treibende Kraft der Demonstrationen sind. Chagutah forderte, alle Personen, die allein wegen der Ausübung ihres Rechts auf Protest festgenommen wurden, müssten unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden.