Frankfurt am Main, Antananarivo - In Madagaskar ist ein Militär zum neuen Ministerpräsidenten ernannt worden. Wie die Zeitung „L’Express de Madagaskar“ am Dienstag berichtete, gab Präsident Andry Rajoelina die Ernennung von Generalmajor Ruphin Fortunat Zafisambo am Montagabend bekannt. Die Entscheidung erfolgte, nachdem nach anhaltenden Protesten junger Menschen vergangene Woche die Regierung aufgelöst worden war.
Der bislang eher unbekannte General Zafisambo müsse nun die öffentliche Ordnung wiederherstellen, das Vertrauen der Bevölkerung wiedergewinnen und die Wirtschaft ankurbeln, sagte Präsident Rajoelina laut „L’Express de Madagaskar“. Die Ernennung des Militärs wurde der Zeitung „Midi Madagasikara“ zufolge mit Skepsis aufgenommen. Die Protestierenden, die Korruption und Versagen in der Regierung kritisieren, fordern nach einer harten Reaktion der Sicherheitskräfte auch das Recht, ohne Repression demonstrieren zu können.
Demonstrierende haben großen Rückhalt in der Bevölkerung
Seit dem 25. September gehen in Madagaskar Tausende auf die Straße. Dabei wurden laut den Vereinten Nationen mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Auslöser für die Proteste, bei denen inzwischen auch der Rücktritt von Präsident Rajoelina gefordert wird, waren die anhaltenden Strom- und Wasserausfälle. Die meist unter 30-Jährigen Demonstrantinnen und Demonstranten haben großen Rückhalt in der Gesellschaft. Zuletzt schlossen sich ihnen die Gewerkschaften an.
Auch am Montag kam es in der Hauptstadt Antananarivo zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden. Die Protestierenden drohten dabei mit einem landesweiten Generalstreik, sollte die Regierung ihren Forderungen nicht innerhalb von 48 Stunden nachkommen. Die jungen Menschen organisieren sich vor allem über Facebook als „GenZ”. Ihr Symbol ist, wie auch bei Protesten unter anderem in Nepal, Indonesien, Peru und Frankreich, ein Totenschädel mit Strohhut aus der japanischen Anime-Serie “One Piece”.