Madagaskars Präsident Rajoelina ruft aus Ausland zur Ruhe auf

Frankfurt am Main/Antananarivo - Nach einer Zuspitzung der politischen Krise hat Madagaskars Präsident Andry Rajoelina das Land verlassen. Er befinde sich „an einem sicheren Ort“, sagte das Staatsoberhaupt am Montagabend in einer auf Facebook veröffentlichten Ansprache an die Nation. In Madagaskar habe er um sein Leben gefürchtet. Angaben zu seinem genauen Aufenthaltsort machte Rajoelina nicht. Bereits zuvor hatte der französische Sender RFI berichtet, dass der Präsident in einem französischen Militärflugzeug ausgeflogen worden war.

In der Rede rief Rajoelina zur Ruhe auf und betonte seine Offenheit für den Dialog. Die Achtung der Verfassung sei der einzige mögliche Weg, um die Krise, in der sich Madagaskar befinde, zu lösen. Den Forderungen nach einem Rücktritt kam er nicht nach.

Einmischung des Militärs

In dem südostafrikanischen Inselstaat gibt es Seit Ende September Proteste gegen die Regierung. Zuletzt mischten sich auch Teile des Militärs ein. Die madagassische Spezialeinheit Capsat gab am Sonntag bekannt, die Kontrolle über sämtliche Luft-, Land- und Seestreitkräfte übernommen zu haben. Die gleiche Einheit hatte am Samstag das Militär dazu aufgerufen, sich den Befehlen der Präsidentschaft zu widersetzen und den Protesten anzuschließen. Laut der Zeitung „Midi-Madagasikara“ hatten Capsat-Soldaten die Ausstrahlung der Rede Rajoelinas über die Staatsmedien untersagt.

Auslöser für die Protestbewegung waren andauernde Strom- und Wasserausfälle. Die Bewegung wird von der sogenannten Generation Z, den unter 30-Jährigen, angeführt. Zusammen mit Gewerkschaften und anderen Gruppen gehen sie auch gegen Korruption und schlechte Regierungsführung auf die Straße und fordern den Rücktritt Rajoelinas.

Die Regierung steht wegen des Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und scharfer Munition in der Kritik. Dabei wurden laut den Vereinten Nationen mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Die GenZ-Protestierenden organisieren sich vor allem über Facebook. Ihr Symbol ist, wie auch bei Protesten unter anderem in Nepal, Indonesien, Peru und Frankreich, ein Totenschädel mit Strohhut aus der japanischen Anime-Serie „One Piece“.

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