Kenias Oppositionsführer Raila Odinga ist tot

Nairobi. Der kenianische Oppositionsführer und ehemalige Premierminister Raila Odinga ist tot. Wie die kenianische Zeitung „The Star“ berichtete, starb er am Mittwochmorgen im Alter von 80 Jahren in Indien, wo er zur medizinischen Behandlung war. Seit den 1980er Jahren war Odinga war eine der wichtigsten Figuren in der Politik des ostafrikanischen Landes. Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Mahmoud Ali Youssouf, würdigte Odinga auf der Internetplattform X als „herausragende Persönlichkeit“ im politischen Leben Kenias.

Geboren wurde Odinga 1945 in Maseno im Westen des Landes, als Kenia noch britische Kolonie war. Er gehörte zur Volksgruppe der Luo und vertrat diese in der Politik. Er trat damit in die Fußstapfen seines Vaters Jaramogi Oginga Odinga, der nach der Unabhängigkeit 1963 der erste Vizepräsident Kenias war.

Sein Vater war Kommunist – und so machte Raila Odinga in den 1960er Jahren eine Ausbildung in Magdeburg in der damaligen DDR. Nach seiner Rückkehr gründete er eine Firma und wurde später Manager der kenianischen Normbehörde. Zunächst engagierte er sich ehrenamtlich für politische Reformen in Kenia.

Unter dem autoritär regierenden Präsidenten Daniel Arap Moi saß Odinga in den 1980er Jahren mehr als sechs Jahre im Gefängnis, weil ihm vorgeworfen wurde, sich an einem Putschversuch beteiligt zu haben. Nach seiner Freilassung setzte er sich für ein Mehrparteiensystem in Kenia ein. In den 1990er Jahren wurde er Parlamentsabgeordneter. Von 2008 bis 2013 war Odinga Premierminister.

Mehrmals versuchte er, Präsident in seiner Heimat zu werden. Fünf Mal trat er bei Wahlen an und verlor, oft knapp. Nach der Niederlage bei der Wahl im Jahr 2007 war sein Lager mitverantwortlich für ethnische Gewalt, die das Land erschütterte. Hunderte Menschen kamen dabei ums Leben. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ermittelte in dem Fall, Odingas Verbündeter bei der Wahl, der heutige Präsident William Ruto, wurde angeklagt und später freigesprochen.

Odinga führte im Laufe seines Lebens mehrere Firmen und bekleidete diverse öffentliche Ämter. Mit seiner Frau Ida hatte er vier Kinder. Zuletzt hat Odinga sich 2025 erfolglos um den Vorsitz der Afrikanischen Union beworben. Noch am Mittwochvormittag versammelten sich laut Medienberichten trauernde Bürgerinnen und Bürger rund um seine Häuser in Nairobi und Kisumu.

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