Historiker hält Gaza-Friedensplan für bloße Show

Oberursel - Der israelische Historiker Moshe Zimmermann sieht Frieden in Gaza auch nach dem 20-Punkte-Plan des US-Präsidenten Donald Trump nicht erreicht. „Wir dürfen diesen 20-Punkte-Plan nicht ernst nehmen“, sagte Zimmermann dem im hessischen Oberursel erscheinenden Magazin „Publik-Forum“ (Freitag). „Das ist kein Plan, das ist eine Show.“

Die strukturellen Verhältnisse in der Region sprächen gegen einen dauerhaften Frieden, daran ändere auch der Trump-Plan nichts, erklärte der Antisemitismusforscher. Die Hamas sei geschwächt, aber nicht besiegt, und die israelische Regierung verfolge eine „religiös überhöhte Kriegsideologie“. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spreche davon, dass Israel auf ewig von seinem Schwert leben müsse, sagte Zimmermann: „Das Wort Frieden benutzt er vor allem, um diese merkwürdigen Ausländer zu beruhigen, die Europäer und Amerikaner, die es mögen, wenn jemand vom Frieden redet.“

In früheren Kriegen hätten sich sowohl auf palästinensischer wie auf israelischer Seite säkulare Gegner gegenübergestanden, erläuterte er. Mittlerweile werde der Konflikt auf beiden Seiten als religiös verstanden. Die Hamas sehe die Errichtung eines islamistischen Staats mit der Hauptstadt Jerusalem als göttlichen Auftrag, die jüdische Siedlerbewegung die Westbank als von Gott versprochenes Land.

Um Narrative von ewigem Hass zu überwinden, brauche es eine neue Einstellung, „aber die sehe ich nicht“, erklärte Zimmermann. Die palästinensische Debatte drehe sich darum, dass man es vor 30 Jahren erfolglos mit Verständigung versucht habe, deswegen bleibe nur Gewalt. Die israelische Sozialisation hingegen sei „darauf ausgelegt, dass der Konflikt sich verewigt“. Prognosen sähen die Ultraorthodoxen im Jahr 2050 bei 30 Prozent der Bevölkerung. Hinzu kämen die Siedler. Es werde also eine „eine strukturelle Mehrheit für eine nationalistische, nationalreligiöse und ultraorthodoxe Politik geben“.

Der Gedanke, dass man im Frieden besser lebe als im Krieg, ist nach Zimmermans Worten ein sehr europäischer. Dass der Schrecken zu einer dauerhaften Verständigung führe wie zwischen Deutschland und Frankreich nach 1945, sei im Nahen Osten leider nicht der Fall.

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