Paul Biya: Kameruns "Präsident auf Lebenszeit”

Paul Biya regiert Kamerun seit 50 Jahren - als Premier und Präsident. Die Wahl von Mitte Oktober hat dem 92-Jährigen nun die Tür zu einer weiteren Amtszeit geöffnet.

Nairobi, Yaoundé - Er gehört zu den am längsten amtierenden Staatschefs der Welt: Der 92-jährige Paul Biya ist seit 43 Jahren Präsident von Kamerun. Zählt man die Jahre als Ministerpräsident dazu, regiert Biya das zentralafrikanische Land seit 50 Jahren. Er werde das Präsidentenamt nicht lebend verlassen, soll er einmal gesagt haben.

Nun tritt er seine achte Amtszeit an - die Wahlen von Mitte Oktober haben ihm den Weg dafür freigemacht. Laut offiziellem Ergebnis wurde Biya mit 53,66 Prozent der Stimmen bestätigt.

Geboren wurde Biya 1933 noch unter französischer Kolonialherrschaft, studierte Jura in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé und in Paris. 1975 wurde er Ministerpräsident, 1982 dann Präsident, als sein Vorgänger Ahmadou Ahijo zurücktrat. Seitdem hat er offiziell acht Wahlen gewonnen. Zivilgesellschaftliche Analysen haben bei mehreren davon Fälschungen konstatiert. Besonders 1992, als erstmals mehrere Parteien zugelassen wurden und internationalen Beobachtern zufolge der Oppositionskandidat John Fru Ndi die Mehrheit der Stimmen bekam, wurden demnach die Ergebnisse manipuliert.

In den vergangenen Jahren wurden öffentliche Auftritte des Präsidenten in Kamerun immer rarer, dafür die "kurzen privaten Aufenthalte in Europa” immer länger. Biya residiert dann meist im Hotel Interkontinental in Genf. Im Wahlkampf trat er nur einmal auf - sonst schickte er zum Teil überlebensgroße Puppen, die ihn und seine Frau darstellen sollten.

Spekulationen über Biyas Gesundheitszustand hatte die Regierung im Herbst 2024 verboten und erklärt, es gehe dem Präsidenten gut, nachdem er mehrere Monate lang nicht in Kamerun war. Zuletzt wurde vermehrt berichtet, dass andere an seiner Stelle die Geschicke des Landes leiteten und er nur noch das Gesicht sei. Auf dem Korruptionsranking von Transparency International belegt Kamerun Platz 140 von 180.

Im Westen des Landes herrscht seit rund acht Jahren ein Ausnahmezustand. Die einstige deutsche Kolonie war nach dem Ersten Weltkrieg in ein britisches und französisches Protektorat aufgeteilt worden. Seperatisten wollen nun den anglophonen Landesteil vom französischsprachigen lösen. Die Regierung geht brutal gegen die zum Teil bewaffnete Bewegung vor, auch mit der von Biya direkt befehligten Sonderarmee BIR.

Biyas Familie sorgt immer wieder für Schlagzeilen - ob mit den Frisuren oder extravaganten Outfits seiner Frau Chantal oder zuletzt mit der Tochter Brenda, die sich als lesbisch outete und in Videos dazu aufrief, ihren Vater nicht zu wählen. In Kamerun steht Homosexualität streng unter Strafe, die Präsidententochter lebt seit Jahren in den USA und der Schweiz, ist aber immer wieder zu Besuch in Kamerun.

Der Altersdurchschnitt in Kamerun ist knapp 18 Jahre. Mehr als Dreiviertel der Bevölkerung sind geboren, nachdem Biya sein Amt angetreten hat. Sie kennen nur ihn als Präsidenten.

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