Nairobi/Khartum - Die Militärregierung im Sudan will leitende Mitarbeiter des Welternährungsprogramms (WFP) ausweisen. Wie das WFP am Mittwochmorgen mitteilte, wurde die UN-Organisation in einem Brief vom Dienstag aufgefordert, dafür zu sorgen, dass ihr Landesdirektor Laurent Bukera und die Nothilfekoordinatorin Samantha Katraj binnen 72 Stunden das Land verlassen. Die Regierung habe keine Gründe genannt und das Programm versuche gegen die Anweisung vorzugehen, hieß es in der Erklärung. Jede Hilfe werde aktuell mehr denn je gebraucht.
Seit April 2023 tragen die paramilitärische RSF-Miliz und die Armee ihren eskalierenden Kampf um Ressourcen und Macht in einem Krieg auf Kosten der Zivilbevölkerung aus. Humanitäre Hilfe verhindern beide Seiten immer wieder, auch von direkten Angriffen auf Hilfsstrukturen wird berichtet. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) meldete am Dienstagabend, dass fünf ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Region Nord-Kordofon von den RSF-Milizionären getötet wurden, nachdem jene die Stadt Bara erobert hatten.
Auch aus der Stadt Al-Faschir in Nord-Darfur dringen ähnliche Berichte. Nach eineinhalb Jahren Belagerung hat die RSF die Stadt am Wochenende eingenommen. Seitdem begehen sie Berichten von Militär und Menschenrechtsorganisationen zufolge Massaker an der Zivilbevölkerung, die ethnisch motiviert sind und sich gegen die nicht-arabischen Minderheiten richten. Sie gelten als eine Fortsetzung der ethnischen Säuberungen Anfang der 2000er Jahre in Darfur, bei denen UN-Angaben zufolge etwa 300.000 Menschen getötet wurden.
Im Sudan herrscht durch den Krieg eine der größten Vertreibungskrisen weltweit. 30 Millionen Menschen brauchen dringend Zugang zu humanitärer Hilfe, an mehreren Orten wurde eine Hungersnot erklärt. Die Ausweisung ihrer Leitung zwinge das WFP zu ungeplanten Führungswechseln und „gefährdet damit die Operationen, die Millionen von schutzbedürftigen Sudanesen unterstützen, die mit extremem Hunger, Mangelernährung und sogar dem Verhungern konfrontiert sind“.