Endspurt: Das sind die strittigen Themen auf der Weltklimakonferenz

Die Zeit drängt: Bis Freitag sollen in Belém wichtige Klimabeschlüsse stehen. Im Zentrum steht ein möglicher Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energien.

Belém - Endspurt auf der Weltklimakonferenz in Belém: Bis Freitag, pünktlich zum geplanten Abschlussplenum, will die brasilianische Präsidentschaft alle Beschlüsse gefasst haben. Hier sind die wichtigsten Punkte, über die gerade verhandelt wird:

Ein Fahrplan zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas

Seitdem der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in seiner Eröffnungsrede der Konferenz vergangene Woche einen Fahrplan für eine Abkehr von den fossilen Energien ins Spiel brachte, ist es das Hauptverhandlungsthema.

Die sogenannte Roadmap steht nicht offiziell auf der Agenda. Sie könnte aber in einer gemeinsamen Abschlusserklärung, von Brasilien „Mutirão“ („kollektive Anstrengung“) getauft, beschlossen werden. In einem Beschlussentwurf, den die COP-Präsidentschaft am Dienstagmorgen veröffentlichte, finden sich allerdings bisher nur abgeschwächte Forderungen zu dem Thema, ein neuer Text wird erwartet.

Eine Gruppe von 82 Ländern, darunter fast alle EU-Staaten und auch viele Länder des Globalen Südens wie Kolumbien oder Sierra Leone, hatte sich bereits am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Belém für einen klaren Fahrplan für die Abkehr von fossilen Energien ausgesprochen.

Vor zwei Jahren war auf der Weltklimakonferenz in Dubai der Beschluss für eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas gefasst worden, jedoch ohne konkrete Vorgaben oder Zielmarken. Der durch die Verbrennung fossiler Energieträger verursachte Ausstoß von CO2 ist wesentlich mitverantwortlich für den menschengemachten Klimawandel.

Ambitionslücke beim Klimaschutz

Ein Fahrplan zur Abkehr von fossilen Energien könnte auch bei der Ambitionslücke beim Klimaschutz helfen. Vor zehn Jahren setzte sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Abkommen das Ziel, die Treibhausgasemissionen zu senken und die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Vertragsstaaten müssen dazu alle fünf Jahre aktualisierte nationale Klimaziele (NDCs) vorlegen. Doch die in diesem Jahr vorgelegten Ziele reichen bei weitem nicht aus.

Es wird deshalb erwartet, dass die Staatengemeinschaft auf der Klimakonferenz eine Art Aktionsplan beschließt, um die Ambitionen zu verstärken. In dem Beschlussentwurf von Dienstag finden sich bisher allerdings nur Optionen, die das Problem im Grunde „in weitere und unverbindliche Beratungen“ verschieben, wie Oxfam-Experte Jan Kowalzig erklärte.

Mit der bisherigen Politik steuert die Weltgemeinschaft laut Schätzungen der Vereinten Nationen auf eine Erwärmung um bis zu 2,8 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu - mit unberechenbaren Folgen. Bereits bei einem geringeren Temperaturanstieg werden ganze Landstriche unbewohnbar, Wetterkatastrophen wie Dürren, Starkregen oder Stürme nehmen zu.

Anpassung und Finanzierung

Auf der Konferenz soll auch festgelegt werden, wie sich die Anpassung an den Klimawandel künftig messen lässt. Dazu wollen die Staaten eine Liste mit rund 100 Indikatoren beschließen, die zeigen sollen, wie gut Länder etwa in den Bereichen Wasserversorgung, Gesundheit und Schutz von Ökosystemen vorankommen. Die ärmsten Staaten wollten den Indikatoren bisher nicht zustimmen, ohne auch mehr Finanzierung zu erhalten.

Lina Yassin, die sudanesische Verhandlungsführerin für das Thema Anpassung, machte deutlich: „Unsere Länder verursachen weniger als ein Prozent der globalen Emissionen - und trotzdem treffen uns die Klimafolgen am härtesten.“ Indikatoren könnten zeigen, wo Länder wie Sudan oder Senegal Schwierigkeiten haben, „aber sie bauen keine überfluteten Dörfer wieder auf und retten keine verlorenen Ernten“, betonte sie.

Die Entwicklungsländer fordern von den Industriestaaten eine Verdreifachung der Hilfszahlungen für Anpassung auf 120 Milliarden US-Dollar (103 Milliarden Euro) jährlich bis 2030. Hintergrund ist, dass viele der Staaten hoch verschuldet sind und selbst kaum finanzielle Mittel haben, um etwa ihre Infrastruktur an den Klimawandel anzupassen.

Laut einem aktuellen UN-Bericht besteht eine große Lücke bei der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen: Die ärmeren Länder bräuchten bis 2035 mehr als 310 Milliarden US-Dollar jährlich für die Anpassung. Im Jahr 2023 haben die reichen Länder jedoch nur 26 Milliarden US-Dollar gezahlt.

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