Amnesty prangert Gräueltaten in sudanesischem Flüchtlingslager an

Amnesty International wirft der sudanesischen Paramilitärgruppe RSF schwere Verstöße gegen das Völkerrecht vor. Bei einem Angriff auf das größte Flüchtlingslager in Darfur soll die Miliz auch Sprengwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt haben.

Berlin/Khartum - Im Sudan-Krieg hat die paramilitärische RSF-Miliz laut Amnesty International bei Angriffen auf das Flüchtlingslager Zamzam schwere Verbrechen verübt. Überlebende hätten von gezielten Tötungen von Zivilisten, Geiselnahmen, Plünderungen sowie der Zerstörung von Schulen, Moscheen und medizinischen Einrichtungen berichtet, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Zamzam ist das größte Camp für Geflüchtete in der westsudanesischen Region Darfur.

„Der schreckliche und gezielte Angriff der RSF auf verzweifelte, hungernde Zivilisten im Zamzam-Camp hat einmal mehr ihre alarmierende Missachtung menschlichen Lebens offengelegt“, erklärte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Dies sei kein Einzelfall, sondern Teil einer anhaltenden Kampagne gegen Dörfer und Camps für Binnenvertriebene.

Laut Amnesty haben RSF-Kämpfer Zamzam vom 11. bis 13. April 2025 angegriffen. Augenzeugen sprachen dem Bericht zufolge von 47 getöteten Zivilisten, darunter Ältere und Menschen mit Behinderungen. Die Organisation stützt ihre Vorwürfe auf 29 Interviews sowie auf die Auswertung von 44 Videos und Satellitenbildern.

400.000 Menschen mussten innerhalb von zwei Tagen fliehen

RSF-Kämpfer setzten demnach auch Sprengwaffen in bewohnten Gebieten des Flüchtlingscamps ein. Sie seien dabei beobachtet worden, wie sie wahllos in Wohngebieten schossen. Überlebende schilderten dem Bericht zufolge, wie Granaten in Wohnhäuser, auf Straßen und während einer Hochzeitszeremonie in der Nähe einer Moschee einschlugen. „Man konnte nicht erkennen, woher der Beschuss kam. Er war überall, an jedem Ort“, wird ein Freiwilliger zitiert, der in einer Notaufnahme arbeitete. Amnesty sieht in den Angriffen „einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht“.

Der Angriff in Zamzam führte laut Amnesty allein am 13. und 14. April zur Flucht von rund 400.000 Menschen aus dem Lager. Ohne Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung oder rechtliche Unterstützung fühlten sich die Überlebenden von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen, heißt es. Sie riefen zu humanitärer Hilfe, Sicherheit, Schutz für Zivilisten sowie strafrechtliche Verfolgung und Entschädigung für die begangenen Verbrechen auf.

Amnesty fordert weltweites Waffenembargo

Amnesty International forderte ein Waffenembargo gegen die Konfliktparteien im Sudan. Internationale Akteure wie die Vereinigten Arabischen Emirate hätten den Konflikt durch Waffenlieferungen an die RSF aktiv angeheizt, kritisierte Callamard. Die Afrikanische Union, die EU, die USA, Großbritannien, Russland und China müssten alle Länder, insbesondere die Emirate, auffordern, keine Waffen mehr an die RSF, die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und andere Akteure zu liefern.

Im Sudan hat der 2023 zum Krieg eskalierte Machtkampf zwischen der nationalen Armee und der RSF eine der gravierendsten Hunger- und Vertreibungskrisen der Welt verursacht. Rund 30 Millionen der etwa 47 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen brauchen den Vereinten Nationen zufolge Hilfe zum Überleben, mehr als zwölf Millionen sind auf der Flucht. Zehntausende Menschen sind getötet worden.

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