Chile: Ultrarechter Kandidat Kast entscheidet Stichwahl für sich

Mit 58,2 Prozent der Stimmen hat der ultrarechte Kandidat Kast am Sonntag die Stichwahl in Chile gewonnen. Es ist das erste Mal, dass ein bekennender Anhänger der von 1973 bis 1990 herrschenden Militärdiktatur zum Präsidenten gewählt wird.

Berlin/Santiago - In Chile hat der ultrarechte Politiker José Antonio Kast die Stichwahl um das Präsidentenamt für sich entschieden. Er erhielt 58,2 Prozent der Stimmen, wie die nationale Wahlbehörde am Sonntagabend mitteilte. Die Kandidatin der aktuellen Links-Regierung, Jeannette Jara, erreichte demnach mit 41,8 Prozent der Stimmen ein deutlich schlechteres Ergebnis, als Umfragen vorhergesagt hatten. Die Wahlbeteiligung lag bei 85,1 Prozent. In Chile herrscht Wahlpflicht.

Bei seiner Siegesrede vor mehreren Tausend Anhängerinnen und Anhängern dankte Kast allen unterlegenen Kandidatinnen und Kandidaten und erklärte: "Wir werden unaufhörlich dafür arbeiten, Ruhe, Ordnung und wirtschaftliches Wachstum zurückzuholen."

Die dadurch entstehenden Herausforderungen könne man nur gemeinsam mit der Opposition lösen, erklärte Kast weiter und rief seine Anhänger dazu auf, den politischen Gegnern Respekt zu zollen: "Jemand kann eine andere Ideologie haben, aber er ist eine Person, genauso wie wir."

Jara räumt Niederlage ein

Die unterlegene Kandidatin Jara akzeptierte ihre Niederlage kurz nach Veröffentlichung der ersten Abstimmungsergebnisse. Vor Anhängern erklärte die Kommunistin: "Die Demokratie wird gestärkt, wenn wir den Willen des Volkes respektieren, auch wenn wir verlieren." Sie kündigte an, als Teil der Opposition die Arbeit der neuen Regierung kritisch und konstruktiv zu begleiten, "um das Leben der Menschen zu verbessern".

Der neue Präsident wird sein Amt am 11. März 2026 antreten. Es ist das erste Mal seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1990, dass ein bekennender Anhänger der von 1973 bis 1990 herrschenden Militärdiktatur in das Regierungsgebäude La Moneda einzieht. Kast selbst wird für seine Regierung mit der gemäßigten Rechten und den Zentrumsparteien zusammenarbeiten müssen. Seine Parteienkoalition "Wandel für Chile" holte bei der am 16. November abgehaltenen Parlamentswahl 42 von insgesamt 155 Sitzen.

Der derzeitige Präsident, der Linke Gabriel Boric, konnte verfassungsgemäß nicht erneut antreten.

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