welt-sichten weekly: Frieden mit Eritrea / Heroin in Ostafrika / Rassismus in Brasilien

Türkei, Burundi, Polen, Philippinen oder Venezuela: Die Demokratie scheint weltweit in der Krise zu sein. Kann der Westen den Vormarsch der Autokraten aufhalten – und will er das überhaupt noch? Bernd Ludermann hat sich in unserer aktuellen Ausgabe auf die Suche nach Antworten gemacht. Nicht alle machen Mut.

Gute Nachrichten kommen dagegen vom Horn von Afrika: In Äthiopien scheint der neue Premierminister Ernst zu machen mit seinem Reformkurs. Anfang der Woche hat das Land den seit 20 Jahren währenden Kriegszustand mit Eritrea beendet. Das Friedensabkommen ist ein Riesenfortschritt, kommentiert Tillmann Elliesen. Wären da nicht die zweifelhaften Partner, die den Deal im Hintergrund eingefädelt haben. 

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Sebastian Drescher

 

Neu auf welt-sichten

Der Pontifex entschuldigt sich: Innerhalb von wenigen Wochen hat die katholische Kirche in Chile zwei historisch einmalige Vorgänge erlebt. Erst boten alle 34 Bischöfe ihren Rücktritt an, dann leiteten Behörden Ermittlungsverfahren gegen hochrangige Kirchenvertreter ein. Hintergrund ist ein jahrelang vertuschter Missbrauchsskandal, erklärt Katja Dorothea Buck.

Schwarz, arm, in Gefahr: In den Straßen Brasiliens herrscht Gewalt. Die Täter sind nicht selten Polizisten und die Opfer häufig schwarz. Eine Besserung ist nicht in Sicht - eher im Gegenteil, berichtet Andreas Behn aus Rio der Janeiro.

Presseschau: Was wir gerne gelesen haben

Die Weltbank entdeckt den Menschen: Künftig will die Weltbank Regierungen dazu bringen, mehr in „Humankapital“ zu investieren. Was die Organisation darunter versteht und wie sie Fortschritte messbar machen will, erklärt Weltbank-Präsident Jim Yong Kim in seinem Essay in „Foreign Affairs“.

Privates Geld für Afrikas Wirtschaft: Entwicklungsminister Gerd Müller plant ein Gesetz, damit Firmen in den afrikanischen Kontinent investieren. Experten sind skeptisch, schreibt die „taz“.

Gerät Indiens Kastensystem ins Wanken? Eine Umfrage unter 130.000 jungen Inderinnen und Indern macht Hoffnung: 70 Prozent der Befragten sprechen sich darin für Ehen über Kastengrenzen hinweg aus. Der „Guardian“ hat die Ergebnisse der Umfrage.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Schlechte Aussichten für die SDGs: Kein Land ist laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung auf dem Weg, alle UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erfüllen. Vor allem die reichen Industriestaaten werden ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht. Ähnlich kritisch äußern sich die Autoren des Spotlight Reports 2018. Sie werfen den Regierungen vor, den Geist der Agenda 2030 zu untergraben – und machen Vorschläge, was stattdessen nötig wäre.

Neue Heroinroute in Afrika: Über Häfen in Ostafrika werden immer größere Mengen Heroin nach Europa geschmuggelt. Wissenschaftler haben untersucht, wer davon profitiert und welche Gefahren davon ausgehen.

Entgiftung der Textilindustrie: 2011 hat Greenpeace eine Kampagne gestartet, um elf chemische Schadstoffe aus der Textilproduktion zu verbannen. In einem Bericht ziehen die Umweltschützer eine positive Zwischenbilanz. Die weltweite Textilproduktion steigt zwar weiter an – wird aber offenbar sauberer.

Die ärmsten Länder müssen mehr für Lebensmittelimporte zahlen als andere Staaten. Das geht aus einem Bericht der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation hervor. Die FAO warnt, dass es für arme Staaten immer schwieriger werde, Grundnahrungsmittel auf internationalen Märkten zu beschaffen.

Personalia

Von Eschborn nach Cotonou: Einen ehemaligen GIZ-Vorstand zieht es nach Benin, eine Grüne heuert bei urgewald an und die DEG hat eine neue Geschäftsführerin. Unsere Personalmeldungen im Juli.

Buchtipp

Die Schwestern trennt noch vieles: Die britische Genderexpertin Sara de Jong hat untersucht, wie Mitarbeiterinnen in nichtstaatlichen Organisationen zu den Frauen in den Projektländern stehen.

Ausblick: Was nächste Woche ansteht

Für sichere Brücken und Häfen: Seit die Arbeit der Retter zunehmend kriminalisiert wird, ertrinken wieder deutlich mehr Flüchtlinge im Mittelmeer. Das Bündnis Seebrücke setzt sich für eine humane Flüchtlingspolitik ein. In den kommenden Tagen sind Demos und Aktionen in Freiburg, Mannheim, Mainz, Berlin und weiteren Städten geplant.

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