welt-sichten weekly: Blockchain und Entwicklung / Rationale Afrikapolitik / Verschwendung von Nahrungsmitteln

der Hype um Blockchain hat die Entwicklungszusammenarbeit erfasst. Befürworter erhoffen sich eine schnellere Abwicklung von Hilfszahlungen oder mehr Transparenz bei der Vergabe von Landtiteln – manch einer frohlockt schon, die neue Datenbanktechnologie werde die gesamte Entwicklungshilfe umwälzen. Die beiden Wissenschaftler Adam Moe Fejerskov und Tobias Hagmann warnen vor allzu viel Euphorie: Die Geschichte der Entwicklungszusammenarbeit sei voll von guten Absichten, die an zu wenig Verständnis für lokale Gegebenheiten gescheitert sind. Den schillernden Projekten, die nun auf Blockchain setzen, könnte es ähnlich ergehen.

Die neue Technologie birgt auch neue Gefahren. Davor warnte der Informatiker und Kryptograph Rüdiger Weis diese Woche bei der Diskussions-Reihe „Digitial Kontrovers“ in Berlin: Datenbanken könnten in manchen Ländern zum Onlinepranger werden, weil sich einmal in der Blockchain veröffentlichte Angaben zur sexuellen Orientierung oder religiösen Gesinnung kaum mehr löschen ließen.

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Sebastian Drescher

 

Mehr Schlagkraft gewinnen: In der Europäischen Union wankt das Prinzip, dass in der Außenpolitik im Konsens entschieden werden muss. Unser Korrespondent Phillipp Saure beschreibt, welche Folgen ein Abschied von der Einstimmigkeit für die Menschenrechtspolitik haben könnte.

Ein neues Pakistan? Der frühere Kricketstar Imran Khan hat vergangene Woche sein Amt als Premierminister in Pakistan angetreten. Der Politikwissenschaftler Jochen Hippler erklärt, wie frei Khan regieren kann und welchen Einfluss radikal-islamische Gruppen haben.

 

Presseschau: Was wir gerne gelesen haben

Wie eine rationalere Afrikapolitik aussehen könnte, skizziert Bartholomäus Grill im „Spiegel“. Dazu gehören für ihn eine faire EU-Handelspolitik, die Förderung einer afrikanischen Freihandelszone, der Kampf gegen die Kapitalflucht – und eine grüne Revolution für Afrikas Kleinbauern.

Sollen abgelehnte Asylbewerber bleiben dürfen, wenn sie ihr eigenes Geld verdienen? Der Bierbrauer Gottfried Härle, der Geflüchtete aus Afrika und Syrien beschäftigt, erklärt im Interview mit dem „Cicero“, warum der sogenannte Spurwechsel sinnvoll wäre und wie eine geordnete Zuwanderung aussehen könnte. 

Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein: Der Ökumenische Rat der Kirchen feiert diese Woche sein 70-jähriges Bestehen. Hans Spitzeck erinnert in einem Beitrag im „Südwind Blog“ an die Gründung des Rates am 23. August 1948.

Rund 140 Millionen Tonnen Plastik sind bislang im Meer gelandet. Mit Grafiken und Zahlen zeigt „Zeit-Online“, wie das Plastik das marine Ökosystem angreift – und warum wir das Problem nur an Land lösen können.

Denkfabrik: Was Fachleute sagen

Verfault, verrottet, ungenießbar: Rund ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel landet auf dem Müll. Eine Studie der Boston Consulting Group warnt vor einem weiteren Anstieg und macht Vorschläge zur Lösung des Problems.

Hassmaschine Facebook: Wissenschaftler an der Universität Warwick haben in Deutschland einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen Angriffen auf Flüchtlinge und Facebook entdeckt: Dort, wo das Netzwerk besonders viel genutzt wird, steigt die Zahl von flüchtlingsfeindlichen Übergriffen.

In harten Zeiten müssen die Kinder mit anpacken: Ökonomen der Universität Bayreuth belegen am Beispiel Uganda, dass verteuerte Lebensmittel Kinderarbeit zunehmen lassen. 

Buchtipp

Das Motiv der bedrohten Mehrheit: Der Journalist Francis Wade zeichnet in seinem Buch „Myanmar’s Enemy Within“ die Vorgeschichte der jahrzehntelangen Ausgrenzung und Diskriminierung der muslimischen Rohingya nach.

Ausblick: Was nächste Woche ansteht

Appell an Afrika: Entwicklungsminister Gerd Müller reist bis kommenden Donnerstag in sieben afrikanische Länder, unter anderem nach Mosambik, Eritrea, Simbabwe und Ghana. Müllers Botschaft: Afrika muss selbst mehr leisten

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