welt-sichten im November: Eingebuchtet

das Titelbild unserer November-Ausgabe zum Thema Gefängnisse zeigt einen jungen Mann in der Justizvollzugsanstalt von São Luís in Brasilien. Dieser junge Häftling ist in gewisser Weise ein Überlebender. Das Foto ist aus dem Jahr 2015 und bis dahin galt dieser Knast als einer der gefährlichsten des Landes. Gewalt und Bandenkriege waren an der Tagesordnung. Dann wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und die Behörden meldeten stolz: Schon vier Monate habe es keine Morde mehr unter den Häftlingen gegeben. Bedenklich, wenn das als Erfolg gilt.

Dass es auch in dem für seine Gefängnisse berüchtigten Brasilien anders geht, berichten Sarah Fernandes und der Fotograf Danilo Ramos in unserer aktuellen Ausgabe. Sie haben in zwei Haftanstalten recherchiert, in denen es keine Wachen und keine Gewalt gibt. Die Häftlinge sind hier nicht bloß eingekerkert, sondern bereiten sich auf ein neues Leben in Freiheit vor.

Leider ist das die Ausnahme. In vielen Gefängnissen rund um die Welt zählen die Menschenrechte nicht viel. So berichtet Sherif Mohyeldeen von Folter und Psychoterror, denen politische Gefangene in ägyptischen Haftanstalten ausgesetzt werden. Auch in den meisten Frauengefängnissen in Mexiko werden Gefangene erniedrigt und misshandelt, schreibt Sonja Gerth. Eine Reihe internationaler Abkommen soll so etwas unterbinden, aber sie werden oft nicht beachtet, wie meine Kollegin Gesine Kauffmann erklärt. Da ist es gut, dass es Menschen wie Chinenye Miriam Anyanwu gibt: Die junge Frau aus Nigeria arbeitet als Vollzugsbeamtin in einer Haftanstalt in Lagos und begegnet den Insassen mit Respekt und Würde. Sam Olukoya hat sie für uns porträtiert.

Daneben beschäftigt uns in dieser Ausgabe das Thema Flucht und Migration. In Gambia berichten zurückgekehrte Migranten von den Gefahren der Reise Richtung Europa, um andere junge Leute davon abzuhalten. Louise Hunt hat einige dieser Rückkehrer getroffen. Und Peru sieht sich neuerdings in der Rolle als Einwanderungsland, berichtet Hildegard Willer: Mehr und mehr Venezolaner wandern in den Andenstaat aus, um dem Elend in ihrer Heimat zu entkommen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Tillmann Elliesen

 

Die November-Ausgabe „Eingebuchtet“ ist am 5. November erschienen. Zu kaufen als Einzelheft, im Abo oder in ausgewählten Bahnhofsbuchhandlungen in Deutschland und der Schweiz.

Die nächste Ausgabe von „welt-sichten“ erscheint am 7. Dezember zum Thema vernachlässigte Nahrungsmittel.

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