Haben Sie je von Qaraqosh gehört? Diese christliche Stadt im Nordirak hat unsere freie Mitarbeiterin Katja Dorothea Buck kürzlich besucht. Ihr Bericht schildert die ambivalente Lage der Christen dort sechs Jahre nach dem Sieg über den Islamischen Staat, vor dem auch viele Christen geflohen waren. Nach Qaraqosh ist lediglich die Hälfte der Einwohner wieder zurückgekehrt und ihr Misstrauen gegenüber den muslimischen Nachbarn sitzt weiter tief. Eine Reform des Wahlrechts im Irak könnte die Stimme der christlichen Minderheit im Irak stärken und ihre Lage etwas bessern, sagen Kirchen aus der Region.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und frohe Ostern,
Bernd Ludermann
Syrien als blinder Fleck: Was das Erdbeben mit Zentrum in der Südosttürkei im Nordwesten Syriens angerichtet hat, ist noch immer unterbelichtet, finden wir. Das liegt auch daran, dass Informationen darüber schwieriger zu bekommen sind – auch weil internationale Hilfsorganisationen nur unter großen Schwierigkeiten in Nordsyrien arbeiten können und Medien daher nicht so leicht deutschsprachige Auskunftspersonen finden. Genau deshalb sollte man eigentlich genauer hinsehen. Nach Ostern können Sie daher auf unserer Website ein Gespräch darüber lesen, wie Nothilfe in Nordwest-Syrien politisch benutzt und behindert wird. Als Hintergrund dazu ist noch immer interessant, wie der Historiker James A. Gelvin die Triebkräfte des Kriegs in Syrien analysiert hat – seine Prognose, der Krieg werde weiter schwelen und Bashar al-Assad nur Teile des Landes regieren können, hat sich leider bewahrheitet.
Es braucht einen globalen Sozialfonds: Ein sicherer Zugang zu einem Existenzminimum und zu essenzieller Gesundheitsversorgung schaffen eine stabilere Ausgangsbasis bei Krisen, schreibt Dagmar Pruin, die Direktorin von Brot für die Welt. Doch sehr arme Länder, etwa in Afrika, können das nicht ganz aus eigener Kraft gewährleisten.
Auch das BMZ will soziale Sicherung voranbringen: Das Entwicklungsministerium in Berlin will eine Strategie dafür vorlegen, Partnerländer beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme zu unterstützen, berichtet Marina Zapf. Die Opposition kritisiert unter anderem die unklare Finanzierung.
Wien bremst beim EU-Mercosur-Abkommen: Die österreichische Regierung fürchtet, dass das Handelsabkommen mit vier Ländern Südamerikas die Agrarimporte aus Lateinamerika steigen lässt. Die österreichische Industrie ist hingegen für das Abkommen, berichtet Ralf Leonhard.
Wer, wo, was? Klaus Seitz, der Leiter der Abteilung Politik von Brot für die Welt, geht in den Ruhestand. Udo Bullmann ist zum Vorsitzenden des Unterausschusses für Menschenrechte des Europäischen Parlaments gewählt worden. Und der in Indien geborene US-Amerikaner Ajay Banga wird voraussichtlich neuer Präsident der Weltbank in Washington DC. Unsere Personalmeldungen im April.
Schönes Porträt einer Richterin in Uganda: Gladys Kamasanyu setzt Gesetze zum Schutz bedrohter Tierarten durch, schickt Wilderer ins Gefängnis – und bedauert, dass man die Drahtzieher, oft aus Asien, nicht erwischt. Sie hilft auch, andere Juristen im Tierschutzrecht weiterzubilden, schreibt der britische "Guardian".
Zorn auf die Russen im Urlaubsparadies: Indonesier auf Bali beklagen sich, dass wegen des Ukraine-Kriegs Touristen aus Russland nicht zurückgehen, sondern bleiben und ihnen Jobs wegnehmen – sogar solche im Tourismus. Auch wegen rüden Benehmens und weil sie nicht Englisch reden, sind Russen auf Bali unbeliebt, berichtet "Foreign Policy".
Tabubruch in Japans Auslandshilfe: Tokio will Ländern wie den Philippinen, Malaysia oder Bangladesch nun auch Militärgerät finanzieren – keine Waffen zwar, aber etwa Radaranlagen, um Chinas Präsenz im Südchinesischen Meer zu überwachen. Das Geld soll nicht aus der Entwicklungshilfe kommen, sondern ein neuer Topf geschaffen werden, berichtet "Reuters".
Noch ist der nächste Krieg vermeidbar: In der Zentralafrikanischen Republik droht ein neuer gewaltsamer Umsturz. Die Crisis Group analysiert das brisante Konfliktgemisch und skizziert Möglichkeiten, es noch zu entschärfen. Bernd Ludermann hat das Papier für Sie gelesen.
Ernüchternde Analyse zum Ausbau von Wind- und Solarenergie in Westchina: Er geht zwar rasant voran, spart aber viel weniger Emissionen als offiziell behauptet, analysiert China Dialogue. Denn er geht mit mehr Kohlekraft in Westchina einher, der Strommix wird nach Ostchina geliefert, und selbst dort ersetzt das Kohle nicht einfach – die bleibt zur Sicherheit als Reserveoption.
Sind im Sahel lokale Verhandlungen mit militanten Islamisten sinnvoll? Ja, falls die Zentralregierung sie unterstützt, findet der European Council on Foreign Relations – so wurde die Gewalt im Niger stark verringert. In Mali und Burkina Faso, wo Militärregierungen sich nach einem Putsch gegen solche Pakte gewandt haben, haben lokale Pakte das nicht erreicht.
Eine Kathedrale ohne Gott: Als die verbrannte Leiche der 17-jährigen Ana Sarda gefunden wird, gehen alle von einem Sexualmord aus. Doch sie war Opfer von religiösem Fanatismus. Claudia Piñeiro rechnet in ihrem Roman "Kathedralen" mit der Macht der Kirche in der argentinischen Gesellschaft ab. Bärbel Röben stellt das Buch vor.
Vom 18. bis 23. April findet in Dortmund und Köln das Internationale Frauen Film Fest (IFFF) statt. 130 Filme werden gezeigt und internationale Gäste erwartet. Zu sehen sind unter anderem die queere Liebeskomödie „Alles wird gut“ (1998), der erste deutsche Spielfilm mit afro-deutschem Cast in den Hauptrollen, und der Dokumentarfilm „Aufräumen“ (DE 2023) über die Filmarbeit von Helke Sander. Das Programm und weitere Informationen gibt es hier.