wenn ich morgens mit dem Fahrrad in die Redaktion fahre, schimpfe ich regelmäßig über die vielen Autos oder über immer neue Baustellen, wegen denen ich meine Route ändern muss. Das Leben in Frankfurt am Main kann anstrengend sein. Andererseits bedauere ich dann in der Mittagspause Kolleginnen, die aus dem Umland kommen und mal wieder im Stau standen oder vergeblich auf die S-Bahn gewartet haben. Vom dürftigen Angebot an Kino, Kneipe und Kunst auf dem Land ganz zu schweigen.
Die Leute zieht es in die Stadt, überall auf der Welt. Darum geht es in unserer neuesten Ausgabe. An der westafrikanischen Küste zwischen Lagos in Nigeria und Abidjan in der Côte d‘Ivoire wächst auf einer Strecke von tausend Kilometern eine gigantische Metropole heran, in der am Ende dieses Jahrhunderts vielleicht eine halbe Milliarde Menschen leben werden. Howard W. French hat sich dort umgesehen. Auch in anderen Regionen des globalen Südens wachsen Städte vor allem in die Breite, nicht in die Höhe: An den Rändern entstehen ungeplant armselige Siedlungen ohne Infrastruktur. Solche Viertel wertet man am besten gemeinsam mit den Bewohnern auf und nicht über deren Köpfe hinweg. Toni Keppeler schildert das am Beispiel eines einstigen Elendsviertels von San Salvador. In den Innenstädten wird indes der Wohnraum knapp, nicht nur in Frankfurt, München und Berlin, sondern auch in Johannesburg in Südafrika. Matthew Wilhelm-Solomon berichtet von dort, wie weniger betuchte Mieterinnen und Mieter darum kämpfen, nicht aus der Stadt gedrängt zu werden.
Ums Geld, von dem einige zu viel und andere zu wenig haben, geht es auch in der sich zuspitzenden internationalen Schuldenkrise. Walden Bello erklärt die Ursachen und was jetzt getan werden muss, um die Lage zu entschärfen. Frank Braßel berichtet aus Ecuador, wie die Regierung dort Gewerkschaften das Leben schwer macht und ausgerechnet die deutsche Entwicklungspolitik das in einem Projekt stillschweigend hinnimmt. Zurück in die Stadt: Sofi Lundin porträtiert eine mutige junge Filmemacherin aus Somalia, die aus dem Ausland in die somalische Hauptstadt Mogadischu zurückgekehrt ist, um dort das einzige Kino der Stadt wiederzueröffnen.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Tillmann Elliesen
Redakteur