Hilfe mit besonderer Prüfung

nachdem die Hamas, die Gaza beherrscht, in Israel ein Massaker verübt hat, steht Hilfe für palästinensische Organisationen unter erhöhtem Rechtfertigungsdruck: Wie ist gesichert, dass nicht Gewalttäter davon profitieren? Die Europäische Union, der größte Geldgeber für die palästinensischen Gebiete, findet auch hier schwer zu einer gemeinsamen Haltung. In Deutschland nimmt die Bundesregierung eine Sonderprüfung der Hilfen vor, die Schweiz hat die Unterstützung einiger Menschenrechtsorganisationen ausgesetzt – und manche Organisationen warnen vor einem Abbruch der Beziehungen. Wir bringen eine Zusammenschau aus Brüssel, Bern, Berlin, Wien sowie zu deutschen Ländern und Kommunen, die eigene palästinensische Partner haben.

Und wir sprechen mit einem mutigen Journalisten aus Somalia, den die Regierung dort ins Exil getrieben hat. Abdalle Ahmed Mumin, der auch schon für „welt-sichten“ geschrieben hat, erzählt meinem Kollegen Tillmann Elliesen, dass er mehrfach verhaftet und misshandelt wurde, weil er ohne Selbstzensur berichten wollte. Und er kritisiert scharf, dass Europa den Präsidenten Somalias unterstützt – der sei korrupt und setze im Krieg gegen die islamistische Al-Shabaab auf Clanmilizen, die ungestraft Zivilisten misshandeln. Im Einsatz für Menschenrechte lässt sich Mumin nicht beirren. 

Anregende Lektüre wünscht 

Bernd Ludermann

Neu auf welt-sichten

Neuer Anreiz für unprofitable Innovationen: Vernachlässigte Tropenkrankheiten oder seltene Feldfrüchte zu erforschen, verspricht wenig Profit. Damit es trotzdem geschieht, schlägt der US-amerikanische Agrar- und Entwicklungsökonom Chris Barrett übertragbare Patentverlängerungen vor.

Genug von den Abwertern: Die Mitglieder der Afrikanischen Union wollen eine eigene Kreditratingagentur schaffen. Denn viele Länder Afrikas finden, dass die drei marktbeherrschenden Agenturen Moody’s, Standard & Poors und Fitch sie systematisch zu schlecht bewerten und damit ihren Zugang zu Kapital schwerer und teurer machen, schreibt Tillmann Elliesen.

Eine Mahlzeit für eine gute Tat: Im „Hotel der guten Taten“ in Bangladeschs Metropole Dhaka bekommen Obdachlose täglich eine warme Mahlzeit – wenn sie versprechen, am selben Tag auch anderen etwas Gutes zu tun. Unsere neue Folge in der Rubrik "Was tut sich in...?"
 

Noch immer interessant

Die Aussichten für die 46 am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) haben sich laut dem neuen LDC Report der UN-Handels- und Entwicklungskonferenz (Unctad) mit den Krisen der jüngsten Jahre verschlechtert, die Zahl der absolut Armen dort ist vermutlich wieder gestiegen. Doch was heißt „absolut arm“? Liefert diese Zahl ein realistisches Bild von der Zu- oder Abnahme der Not weltweit? Peter Dörrie hat die kontroversen Debatten darüber 2019 für uns aufgedröselt; noch immer – oder schon wieder – sehr lesenswert!

Buchtipp

Was wäre eigentlich, wenn alle Palästinenserinnen und Palästinenser schlagartig aus Israel verschwinden würden? Der Roman der palästinensischen Autorin Ibtisam Azem wirft mit einem Gedankenspiel Fragen zum Zusammenleben von Juden und der arabischen Minderheit in Israel auf – einer Minderheit, deren Lage nun, nach dem Massaker der Hamas, nicht leichter wird.

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!