Junge Tigrayer wollen Frieden und machen sich bereit für den Krieg

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

im November 2022 ging der Krieg zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der Regionalregierung in Tigray, der TPLF, zu Ende. Das Friedensabkommen von Pretoria brachte zwar die Waffen zum Schweigen, aber die Umsetzung wichtiger Bestimmungen lässt auf sich warten: Mehr als eine Million intern Vertriebene und Zehntausende Flüchtlinge konnten noch immer nicht in ihre Heimat zurückkehren. Nun gibt es Befürchtungen, dass der Krieg erneut aufflammen könnte. Denn inzwischen wollen junge Tigrayer die Regierung der eigenen Region stürzen und werden dabei stillschweigend von der Zentralregierung des Präsidenten Abiy Ahmed unterstützt. Teilweise sind Kämpfer, die zuvor für die TPLF gekämpft haben, zu den neugegründeten Tigray Friedenskräften übergelaufen. Augustine Passilly hat für ihr Feature mit vielen jungen Tigrayern gesprochen und die erzählen ganz anschaulich, was sie umtreibt und dass sie sich eigentlich nur Frieden in ihrem Land wünschen. 

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und schöne Sommertage. 

Neu auf welt-sichten

Keine Heuchelei mehr: Die USA ziehen sich unter Präsident Donald Trump auf sich selbst zurück. Viele Länder im Süden wenden sich nun vom lange vorherrschenden neoliberalen Entwicklungsmodell ab und Chinas Rezepten zu, sagt Walden Bello. Dieses Interview ist eine Stimme des Südens zur westlichen Entwicklungspolitik, die wir für unser aktuelles Heft gesammelt haben. 

Fachwissen aus der Schweiz: Die Schweiz gilt als Vorreiterin im Überwachen von alpinen Naturkatastrophen. Ihre Expertise auf dem Gebiet gibt sie im Himalaya, in Pakistan und in Zentralasien weiter, berichtet Samanta Siegfried. 

Wer, wo, was? Abdalle Ahmed Mumin, Generalsekretär des Somali Journalists Syndicate, ist einer der Preisträger des Allard Prize for International Integrity. Bernd Nilles, Direktor des Schweizer Hilfswerks Fastenaktion, ist neuer Präsident des internationalen Netzwerks katholischer Hilfsorganisationen CIDSE. Unsere Personalmeldungen im August.

Kredit aus Deutschland für Südafrikas Energiewende: Südafrikas Partnerschaft mit Geberländern für eine Energiewende ist nicht auf Kurs und sollte laut Fachleuten stärker sozial flankiert werden. Fortschritte dabei sollten nicht nur in Euro, sondern auch in der Schaffung von Arbeitsplätzen gemessen werden, schreibt Marina Zapf. 

Wo die Tagesschau kaum hinschaut: In den Nachrichten sind Entwicklungsländer krass unterrepräsentiert, auch große Kriege dort werden kaum beachtet. Das zeigt unsere Infografik, die auf Untersuchungen von Ladislaus Ludescher basiert.

Was Sie verpasst haben könnten

Klimaschutz ist Europa den Konflikt nicht wert: Seit heute sind die US-Zölle von 15 Prozent für die EU in Kraft. In den Verhandlungen mit den USA hat die EU Zugeständnisse gemacht, die den eigenen Klimaschutz untergraben, hat mein Kollege Bernd Ludermann vergangene Woche kommentiert. Nun fordern die USA auch Deregulierung beim Digitalen. Das zeigt: Kuschen hilft Europa nicht. 

Für gute Ärzte muss man umziehen: Nicht nur die Arbeitssuche treibt Inder vom Land in die Stadt: Immer mehr ziehen wegen der medizinischen Versorgung um, die in großen Teilen Nordindiens ­unzureichend ist, berichten Rishabh Jain und Majid Alam.

Noch immer interessant

Die Bundesregierung will die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid erlauben. Das Kabinett hat am Mittwoch die Änderung des Kohlendioxidspeicherungsgesetzes gebilligt. Die Idee klingt ja auch durchaus verlockend: Statt Kohlendioxid weiter in die Atmosphäre zu blasen, soll es aus Abgasen abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden. Seit Jahren wird an solchen als „Carbon Capture and Storage“, kurz CCS, bezeichneten Technologien geforscht. Doch was bringen CO2-Speicherungsmethoden wirklich? Wie ausgereift sind sie? Und welche Risiken gibt es? Annette Schlemm hat vor einem Jahr für uns über das sogenannte Climate Engineering geschrieben und dabei viele Methoden vorgestellt, die die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre verringern sollen. Der Klimawandel erfordert es, sich auch damit auseinanderzusetzen. Entscheidend ist aber weiterhin, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. Immer noch lesenswert! 

Buchtipp und Mitmachen

Frauen, die sich neu erfinden: Auf der Suche nach einem Neuanfang in ihrem Leben stoßen die Protagonistinnen von Claudia Piñeiros Roman "Die Zeit der Fliegen" auf Schatten der Vergangenheit und decken ein Mordkomplott auf. Dabei erfährt man viel über Feminismus und die Rolle der Frau in Argentinien. Rezensentin Bärbel Röben empfiehlt das Buch. 

Lieferkettengesetz erhalten: Die Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag das deutsche Gesetz zu Lieferketten abschaffen und durch ein neues Gesetz ersetzen. Das Bündnis „Initiative Lieferkettengesetz“ reagiert darauf mit Protest und hat die Petition „Keine Gewinne ohne Gewissen – Menschenrechte und Umwelt schützen!“ gestartet. Unser „Mitmachen“. 

Aus unserem Partnernetzwerk

Wir kooperieren mit anderen Organisationen, die sich mit Ländern und Themen des globalen Südens beschäftigen. Auf unserer Startseite im Kasten „Aus unserem Partnernetzwerk“ finden Sie Hinweise auf aktuelle Meldungen und Artikel unserer Partner. Zurzeit weisen wir zum Beispiel auf den neuen Mosambik-Rundbrief hin, der sich mit 50 Jahren Unabhängigkeit von Portugal beschäftigt, sowie auf einen Artikel der Stiftung Asienhaus und des Magazins Südostasien, die den Tod eines Journalisten-Kollegen aus Indonesien betrauern.  

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