Im Dialog den Frieden fördern

Philipp Thull, Hamid Reza Yousefi (Hg.)
Interreligiöse Toleranz
Von der Notwendigkeit des christlich-islamischen Dialogs
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2014, 156 Seiten,
29,95 Euro

Die Sammlung von sechzehn Aufsätzen muslimischer und christlicher Religionswissenschaftler, Theologen und Philosophen versteht sich als Beitrag zum christlich-islamischen Dialog.

Aufsätze über die Möglichkeit von Kommunikation und interreligiöse Toleranz aus christlicher Sicht bilden die Einleitung. Einzelne Themen (Voraussetzungen des Dialogs, Blasphemie und Häresie, Menschenbild, Menschenrechte, Liebe) werden jeweils aus islamischer und christlicher Perspektive betrachtet.

Der Heilige Krieg und der Fundamentalismus sind ebenfalls Gegenstand der Analyse. Ein Beitrag ist der Rolle der Mystik in Islam und Christentum und ihrer Bedeutung für die Begegnung der Religionen gewidmet. Den Abschluss bildet ein Artikel über Toleranz.

Implizit ist die Hermeneutik ein wesentlicher Aspekt aller Beiträge: Es geht darum, wie die eigene Religion und ihre Grundlagen auszulegen und zu verstehen sind. Das bezieht sich insbesondere auf die heiligen Schriften, den Koran und die Bibel, sowie die jeweilige Geschichte.

Es geht um das Verstehen der Religion der Dialogpartner sowie der Kontexte, in denen der Dialog geführt wird. Idealerweise führt der Dialog zu einem Verstehen des anderen, wie er sich selbst versteht. Auslegung und Verstehen sind vielschichtig und manchmal gegensätzlich: Jede Religion wird nicht nur von ihren Anhängern, sondern auch von außen unterschiedlich interpretiert. Dabei geht es um die Grenzen zwischen möglicher Auslegung und Häresie sowie um die Akzeptanz von Pluralität.

Die Herausforderung besteht darin, die eigene Überzeugung zu vertreten und die Position des anderen zu respektieren. Die religiöse Überzeugung muss erkennbar sein. Unentbehrlich sind zudem eine Religionskritik, die in einer theologisch begründeten selbstkritischen Betrachtung der eigenen Tradition besteht, das Eingeständnis von Fehlbarkeit sowie die Aufgabe von Besitzansprüchen auf die Wahrheit.

Zum Dialog gehört die Herausarbeitung von Differenzen und Konvergenzen: Es ist nicht alles dasselbe, es ist aber auch nicht alles unvereinbar. So wird insbesondere beim Menschenbild und der Mystik auf die Verwandtschaft von Christentum und Islam verwiesen.

Angesichts der Rolle von Islam und Christentum in den gegenwärtigen globalen Zusammenhängen besteht die Relevanz des interreligiösen Dialogs darin, die gemeinsame Verantwortung für die Welt wahrzunehmen.

Angesichts lebensbedrohlicher politischer und sozialer Konflikten ist das Gespräch eine Aufgabe, mit dem Ziel, den Frieden zu fördern. Das Buch kann als gut verständliche Einführung in Fragen empfohlen werden, die im christlich-islamischen Dialog wissenschaftlich verhandelt werden.

Rudolf Ficker

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