Digitalisieren kann vieles heißen

Entwicklungszusammenarbeit
Mehrere Geber unterstützen die Digitalisierung in Partnerländern und setzen dabei auf Privatfirmen. Welchen Strategien sie da folgen und was man dabei bedenken sollte, untersucht ein neues Papier des Think-Tanks ECDPM. 

Die Studie geht auf eine Auftragsarbeit für die Luxemburger Regierung zurück: Diese entwickelt eine Strategie für die Förderung der Digitalisierung in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und hat die Denkfabrik ECDPM ermitteln lassen, wie diese bei anderen Gebern aussieht und was sich daraus ergibt. Entsprechend eingeschränkt ist das Thema. Ob und wo es auch Nachteile hat, bei der Digitalisierung auf Privatfirmen zu setzen, und was die Ergebnisse sind, wird zum Beispiel nicht gefragt. 

Die Studie betrachtet vor allem die öffentlich zugänglichen Digitalstrategien in der EZ Deutschlands, Norwegens, der Niederlande, Großbritanniens und der EU. Praktisch alle sehen Digitalisierung als Querschnittsaufgabe, die in allen Bereichen beachtet werden sollte. Sie setzen dann aber verschiedene Schwerpunkte – Norwegen zum Beispiel bei Bildung und Gesundheit, Großbritannien beim Finanzwesen, Deutschland bei Staat und Behörden und die EU bei guter Regulierung im Partnerland. Die Wahl der Schwerpunkte und der Partnerländer richtet sich wenig überraschend sowohl danach, was der Geber anbieten kann und will, als auch nach dem Bedarf. Das ECDPM erkennt vier Kriterien: Wie ist die EZ insgesamt ausgerichtet, wo sieht das Geberland besondere eigene Kompetenzen (die Niederlande zum Beispiel bei Logistik), in welchen Partnerländern sind eigene Unternehmen bereits tätig, und was brauchen diese Länder besonders? 

Digitale Startups im Senegal

Der Bedarf kann je nach Land sehr verschieden sein, betont die Studie. So müsse man in Mali erst einmal das Netz ausbauen helfen, während man im Senegal schon digitale Startups unterstützen könne. Insgesamt hinke Afrika beim Zugang zu digitalen Diensten hinterher. 

Interessant sind Hinweise auf Vor- und Nachteile verschiedener Optionen, die man bei der Förderung der Digitalisierung abwägen müsse. Wer zum Beispiel vor allem auf das Entstehen neuer Jobs abziele, sollte Länder unterstützen, wo das Netz schon besser ist und Firmen deshalb leichter Erfolg haben. Für den Schutz der Menschenrechte könne dagegen die Digitalisierung in Ländern mit sehr schwachem Netz wirksamer sein, wo schon geringe Verbesserungen Aktivisten helfen können. Und Startups einzubeziehen – auch aus dem Geberland – biete mehr Chancen, aber auch mehr Risiken, als auf etablierte Firmen zu setzen.

Das ECDPM rät weiter, stets die ganze Gastregierung einzubeziehen statt nur einzelne Ministerien; strukturierte Dialoge mit dem Privatsektor zu führen; und den genauen lokalen Bedarf zu erheben und zu berücksichtigen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.
 

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