Unter dem Motto „Es ist genug für alle da!“ hat die evangelische Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ am 30. November (1. Advent) in Berlin ihre 50. Spendenaktion eröffnet. Seit ihrer Gründung 1959 hat sie gemeinsam mit lokalen Partnern mehr als 20.000 Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa unterstützt.
Die Direktorin von „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagte, der Slogan der Jubiläumsaktion gelte auch in Zeiten hoher Nahrungsmittelpreise und Hungeraufstände. Die derzeit verfügbaren Nahrungsmittel könnten fast doppelt so viele Menschen ernähren, als derzeit auf der Welt leben. Um den Hunger wirksam zu bekämpfen seien keine unmenschlichen Anstrengungen erforderlich. Notwendig seien ein fairer Zugang zu Land, Saatgut und Wasser sowie ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen, betonte die Theologin in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche. „Es erfordert unsere Großzügigkeit und Barmherzigkeit.“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sagte, Hungerregionen entwickelten sich nicht ohne weiteres zu blühenden Landschaften. Doch „Brot für die Welt“ schenke mit seinen Projekten Tausenden Menschen Zuversicht und Hoffnung, sagte Huber in dem Gottesdienst, an dem auch Kirchenvertreter aus Ägypten, Kenia, Argentinien und Kolumbien beteiligt waren. Zugleich erinnerte Huber an den Beginn der ersten Spendenaktion vor 50 Jahren. Ein entscheidender Grundsatz der Arbeit von „Brot für die Welt“ lautete von Anfang an: Wirkliche Hilfe muss dem Armen helfen, sich selbst zu helfen, wie es der damalige Ratsvorsitzender der EKD, Bischof Otto Dibelius, formulierte.
Beim Jubiläumsfestakt im Berliner Admiralspalast würdigte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thilo Hoppe, die Verbindung von „tätiger Nächstenliebe und politischem Engagement für die Unterdrückten“ bei „Brot für die Welt“. Die Politik brauche die kritische und konstruktive Begleitung. Hoppe: „Hört nicht auf, uns Politikern auf die Füße zu treten!“ Angesichts des milliardenschweren Rettungspaketes für die Banken sei erneut deutlich geworden, dass es lediglich eine Frage des politischen Willens sei, ausreichend Geld für die Erreichung der Millenniumsziele zur Verfügung zu stellen, betonte der Grünen-Politiker.
Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte die Arbeit von „Brot für die Welt“ in einer Videobotschaft und dankte allen Spenderinnen und Spendern sowie den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Auch Vertreterinnen und Vertreter von Partnerorganisationen überbrachten Dank und Glückwünsche – die meisten ebenfalls per Video, einige waren aber auch persönlich nach Berlin gekommen. Stellvertretend für viele sagte die Peruanerin Lucinda Quispealaya, einst Bäuerin, heute Leiterin einer Kleinbauernorganisation und Jurastudentin: „Brot für die Welt“ habe ihr und ihren Nachbarn gezeigt, dass „wir einen Wert haben, dass wir uns weiterentwickeln und dass wir im Einklang mit der Natur leben können“.
Gesine Wolfinger