Angriff auf die katholische Kirche

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Andy Soloman/UCG/Universal Images Group via Getty Images
Katholische Nonnen auf dem Weg zur Sonntagsmesse in Stone Town auf Sanisbar, das zu Tansania gehört.
Tansania
Der Generalsekretär der Tansanischen Bischofskonferenz (TEC), Charles Kitima, ist Ende April brutal zusammengeschlagen worden. Der Kirchenmann ist für seine deutliche Kritik an der Regierung bekannt. Der Angriff gilt als politisch motiviert.

Nur wenige Stunden vor dem Attentat hatte Kitima öffentlich die Gesetzlosigkeit im Land angeprangert und zu fairen und freien Neuwahlen aufgerufen. Seine Aussagen waren in den sozialen Medien viral gegangen. Zwei Unbekannte haben ihn kurz darauf am Hauptsitz der katholischen Bischofskonferenz in Daressalaam laut Polizeiangaben mit einem stumpfen Gegenstand krankenhausreif geschlagen.

Kitima hatte bereits in den Wochen davor eine Reihe von Drohnachrichten in den sozialen Medien erhalten. In Tansania ist er für seine deutliche Kritik an sozialer Ungerechtigkeit und schlechter Regierungsführung bekannt und gilt als gut vernetzt in MenschenrechtskreisenSeit Jahren fordert er demokratische Reformen, ein Ende der Korruption und eine stärkere Rechenschaftspflicht für Behördenmitarbeiter. Auch unterstützt er Masai-Gemeinschaften in den Loliondo und Ngorongoro Reservaten, die ihr Land verlassen sollen, um Platz für Touristen zu machen. Die tansanische Regierung möchte dieses Land an ein Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verpachten.

In einem kürzlich veröffentlichten Interview auf dem tansanischen Nachrichtenportal „The Chanzo“ sagte Kitima, es sei die Pflicht der Kirche, das Böse zu verurteilen. Im Hinblick auf die im Oktober anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen warnte er die Regierung davor, nicht die Stimmen der Bürger zu stehlen, gefälschte oder ungültige Stimmzettel einzuführen und jemanden zum Sieger zu erklären, der nicht die Mehrheit der Stimmen erhalten habe. Dies wäre „ein Werk des Teufels“. Neben der katholischen Kirche fordern auch Vertreter der evangelischen und von Pfingstkirchen von der Regierung Garantien, dass die Wahlen frei von Gewalt und Manipulation durchgeführt werden.  

Ein Muster an Bedrohungen

Oppositionelle, Menschenrechtsaktivisten und internationale Beobachter gehen davon aus, dass der Angriff auf Kitima politisch motiviert ist. Denn er folgt einem Muster von Bedrohungen und Einschüchterungen, die sich gegen Stimmen in der Zivilgesellschaft richten, welche die Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) von Präsidentin Samia Suluhu Hassan für ihren Umgang mit der Opposition kritisieren. Die Oppositionspartei CHADEMA ist bereits von den anstehenden Wahlen ausgeschlossen worden und ihr Vorsitzender, Tundu Lissu, wegen Hochverrats angeklagt.

Zu dem Anschlag auf Kitima hat sich die Regierung bisher nicht offiziell geäußert. Die Kritik von Religionsführern an ihrer Regierungsführung hat Präsidentin Hassan wiederholt als eine unangemessene Vermischung von Politik und Religion bezeichnet. Diese beiden Bereiche sollten getrennt bleiben. Religionsführer sollten von ihren Kanzeln aus den Frieden fördern und sich nicht in politische Fragen einmischen. Andererseits sollten auch Politiker religiöse Plattformen nicht für ihre Zwecke nutzen, warnte das Staatsoberhaupt Ende März.

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Die tansanische Zivilgesellschaft und internationale Beobachter haben den Angriff auf Kitima scharf verurteilt. So rief die US-Botschaft in Tansania zu einer „transparenten Untersuchung des schockierenden und brutalen Angriffs“ auf. Der Präsident der Tanganyika Law Society (TLS), Boniface Mwabukusi, schrieb auf X von einem Kampf der Dunkelheit gegen das Licht, einem Krieg des Bösen gegen das Gute, ein Kampf der Unterdrückung gegen die Gerechtigkeit.

Spannungen zwischen Kirche und Politik in Tansania sind nicht neu2018, während der Präsidentschaft des verstorbenen John Magufuli, veröffentlichte die Bischofskonferenz einen Hirtenbrief, in dem sie die Aushöhlung der Menschenrechte und die Unterdrückung Andersdenkender beklagte. Dem damaligen Generalsekretär der Bischofskonferenz, Raymond Saba, entzog die Regierung daraufhin den Reisepass.

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