Klimaschutz: Arme Länder leisten viel

David Wheeler
Fair Shares: Crediting Poor Countries for Carbon Mitigation
Center for Global Development,
Working Paper 259, Juli 2011
www.cgdev.org

Entwicklungsländer pochen in Klimaverhandlungen darauf, dass Industrieländer ihre Investitionen in klimaschonende Technik bezuschussen. Doch der Eindruck, dass sie sich sonst modernste Technik nicht leisten können und deshalb wenig zum Klimaschutz beitragen, ist laut David Wheeler falsch. In einem Arbeitspapier des Center for Global Development zeigt er, dass die Entwicklungsländer seit 1990 rund die Hälfte des globalen Ausbaus emissionsarmer Energiequellen geschultert haben – bei Wasserkraft (rund 80 Prozent) und Geothermie (60 Prozent) am meisten, bei Solar am wenigsten (3 Prozent), Kernkraft, Biomasse und Windkraft liegen dazwischen. Der Gesamtanteil der Entwicklungsländer ist mit der Zeit auf über zwei Drittel gestiegen.

Um abzuschätzen, wie viel das zum Klimaschutz beiträgt und zu welchem Preis, nimmt Wheeler an, derselbe Energiebedarf würde mit konventionellen Kohlekraftwerken gedeckt. Demnach haben Entwicklungsländer seit 1990 mehr Emissionen eingespart als Industrieländer, China mehr als die USA. Die Kosten schätzt Wheeler auf der Basis durchschnittlicher Kraftwerkspreise und von Annahmen über Preissenkungen etwa bei Wind und Solar; dann setzt er sie ins Verhältnis zum jeweiligen Pro-Kopf-Einkommen. So errechnet er, dass für den Ausbau emissionsarmer Energie die Belastung pro Einwohner im Durchschnitt in den Entwicklungsländern ohne China rund zwei Drittel so hoch war wie in den Industrieländern ohne die USA. Der Einsatz Chinas lag über dem der Industrieländer, der der USA unter dem der Entwicklungsländer.

Seltsamerweise weichen Wheelers Zahlen in den Tabellen teils erheblich von denen im Text ab. Seine Methode ist zudem recht grob; man kann fragen, wie realitätsnah manche Annahmen sind. Er weist aber selbst darauf hin, dass die Zahlen nichts über die Motive für den Bau sauberer Kraftwerke sagen – sie waren vielleicht Teil der Technologiepolitik oder einfach das kostengünstigste, genau wie in Industrieländern auch. Mit Schlussfolgerungen aus dem Papier, zum Beispiel zum Engagement einzelner Staaten im Klimaschutz, sollte man deshalb sehr vorsichtig sein. Es belegt jedoch, dass viele Entwicklungsländer in klimafreundliche Energie investieren – und dass diese Investitionen überall für wirksamen Klimaschutz viel zu niedrig sind. Mit gutem Grund folgert Wheeler, arme Ländern hätten das Recht, hier mehr von den reichen einzufordern. Ob dies der Königsweg zum Klimaschutz sein kann, fragt er nicht.


(bl)

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erschienen in Ausgabe 9 / 2011: Rüstung: Begehrtes Mordgerät
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